Seit Kurzem ist es in der Bundesrepublik Deutschland wieder salonfähig geworden, Jubelberichte über «Preussens Gloria» zu publizieren, um die Kriegsbegeisterung der Bevölkerung zu befeuern. Der deutsche Verteidigungsminister quasselt davon, Deutschland «kriegsfähig» zu machen. Ich erspare es mir, auf solch gemeingefährlichen Unsinn im Einzelnen einzugehen. Man sollte doch eigentlich erwarten können, dass Deutschland nach zwei desaströsen Weltkriegen genug von solcher Art nassforschem Hurra-Patriotismus hätte! Dies scheint allerdings nicht der Fall zu sein: Solange man Rüstungs-Lobbyistinnen wie Harpyien wüten und anmassende, halbgebildete Trampolin-Springerinnen von «internationaler regelbasierter Ordnung»[1] faseln lässt, könnte man den Glauben an die Menschheit verlieren.
Auf dem Fernsehkanal «Kabel 1» werden neuerdings (vermutlich vom Verteidigungsministerium finanzierte) Publireportagen über «unsere» Bundeswehr gesendet. Schon das Possessivpronomen sorgt für ein kuscheliges Weichspülerlebnis wie bei Lenor. Unter gar keinen Umständen darf der Auftrag «unserer» Bundeswehr mit den Zielen «anderer» Armeen verwechselt werden! Ganz schlimm wäre es, das unbedarfte Publikum assoziierte bei der Erwähnung «unserer» Bundeswehr dasjenige, mit dem alle «anderen» Armeen der Welt hauptsächlich beschäftigt sind: feindliche Soldaten in ihren Panzerwagen wie Spiessbraten zu grillen, ganze Landstriche zu verwüsten und die Zivilbevölkerung zu bombardieren und zu terrorisieren. Bei Lobhudeleien auf die Bundeswehr sind Unwörter wie «Angst», «Verstümmelungen», «Flucht», «Siechtum», «Schmerzen», «Tod» etc. unbedingt zu vermeiden; die Marke Bundeswehr ist ausschliesslich positiv zu besetzen!
Wer ist der schönste Mann im Staate? Der Soldate!
«Unsere Bundeswehr» – das hört sich ja fast so anheimelnd an wie «unsere Deutsche Bahn»… Schlechtes Beispiel: Wer sich bei der Deutschen Bahn wohlfühlt, muss einen mittleren bis schweren Dachschaden davongetragen haben. Also was? «Unsere Polizei»? Auch nicht so gut. In Deutschland gibt’s derzeit nicht viel, was Behaglichkeit auslösen könnte. Kommen wir doch einfach mal zurück auf «unsere Bundeswehr», die über lange Jahre stiefmütterlich bis geradezu lieblos behandelt wurde. JETZT wäre die allerbeste Gelegenheit, die bürokratische Funktionsbezeichnung «Bundeswehr» in etwas Attraktiveres, Emotionsbehafteteres wie z. B. «unsere schimmernde Wehr» umzuwandeln! Es ist unbedingt festzuhalten und ununterbrochen zu wiederholen, dass sich «unsere» Bundeswehr niemals an kriegerischen Handlungen beteiligt hat bzw. jemals an so etwas teilnehmen wird – pfui Deibel! Die «BürgerInnen in Uniform» verteidigen immer nur; entweder die deutsche Demokratie am Hindukusch oder die westlichen Werte in der Ukraine. In diesem Sinne verstanden ist die BW eigentlich gar keine Armee nach konventionellem Verständnis, sondern eher ein Ableger der Heilsarmee oder eine Art gemeinnützige Search-and-Rescue-Formation.
Süss und ehrenvoll ist der Dienst für die Allgemeinheit
Gott sei Dank sind die Zeiten der garstigen Behandlung der bundesrepublikanischen Streitkräfte ein für alle Mal vorbei! Haben Sie gesehen, wie sich kürzlich Verteidigungsminister Pistorius von seinem israelischen Kollegen in den Arm nehmen liess, weil er bitterlich weinen musste? Ein gelungener Coup seiner PR-Abteilung – Chapeau! Oder dachte er vielleicht gerade daran, was seine hoch effiziente Amtsvorgängerin Ursula von der Leyen bei der Bundeswehr angerichtet hat[2]? Notabene, ohne dafür jemals zur Rechenschaft gezogen worden zu sein. «Flinten-Uschi» sitzt ja jetzt (ungewählt) in Brüssel in Amt und Würden und fuhrwerkt dort herum, dass es eine Art hat: Am deutschen Wesen soll einmal die Welt genesen! Ihre wenig transparenten Geschäfte mit den Herstellern von mRNA-Impfstoffen liefen kurzfristig Gefahr, ans Licht der Öffentlichkeit gezerrt zu werden, verschwanden dann aber wieder von der Bildfläche. Inzwischen hat Frau von der Leyen alle Hände voll damit zu tun, den sauberen Herrn Selenskyj und dessen Musterdemokratie in die EU aufzunehmen.
Federführend
Heutzutage wird nichts mehr dem Zufall überlassen. Da die meisten Kriegsberichterstatter auf keinerlei Kampferfahrung zurückgreifen können und deshalb auch keine Ahnung davon haben, wie man professionell über den Krieg schreibt, hat man heutzutage «embedded journalists». Diese Art von Schreiberlingen muss sich gar nicht mehr grossartig anstrengen, passable Artikel zu schreiben, sie bekommen so etwas automatisch von derjenigen kriegsführenden Partei geliefert, der sie dann alles nachplappern dürfen – it’s as easy as that!
Viel Feind, viel Ehr
Der Verfasser dieser Zeilen hatte (wie an verschiedenen Orten schon mehrfach erwähnt) die grosse Ehre, 20 Monate unter den deutschen Fahnen zu dienen; im Abwehrkampf gegen «Feind rot», wie die Russen damals noch schamhaft von der NATO genannt wurden. Da bei jeder Manöverlage davon ausgegangen wurde, dass «Feind rot» aus dem Osten kam, kapierte auch der dämlichste Wehrpflichtige, wer damit gemeint war, und da die Deutschen spätestens seit dem «Unternehmen Barbarossa» wussten, dass aus dem Osten nur das Untermenschentum kommen konnte, waren die Fronten völlig klar.
Gott mit uns
Heute, da die «Guten» im Wertewesten wohnen und die «Bösen» in der asiatischen Steppe, ist das erfreulicherweise auch wieder klar. Die Werte[3] des Westens werden der Truppe (und der Öffentlichkeit) dankenswerterweise auch in Form klerikaler Unterstützung durch Feldgeistliche à la Joachim Gauck untergejubelt. Mit solch ethisch gar nicht hoch genug einzuschätzendem Rüstzeug kann ja überhaupt nichts mehr schiefgehen im Kampf gegen Putins mongolische Horden.
Fazit: Es scheint, als sei der «Wertewesten» kollektiv mit Boviner Spongiformer Enzephalopathie infiziert; oder volksnäher: «dbddhkP – ukkU.»
[1] Dies ist gemäss interner Sprachregelung der Regierung der Bundesrepublik Deutschland die euphemistische Umschreibung von «bedingungsloser Unterstützung der Aufrechterhaltung der weltweiten US-Hegemonie».
[2] Ausufernde Kosten bei der Gorch Fock, begrenzt feuerbereite Sturmgewehre, Beraterverträge in astronomischer Höhe.
[3] Wer die westlichen «Werte» im Einzelnen entdecken will, sehe sich beispielsweise den Aktienkurs und die Geschäftsergebnisse der Rheinmetall AG an.