Bruder Martin, steh uns bei in Not und Gefahr!

Bruder Martin, steh uns bei in Not und Gefahr!

Nachdem die Sozialdemokratische Partei in Deutschland auch bei den Landtagswahlen in Nordrhein-Westfalen – ihrem früheren Kardiologiezentrum – scheusslich einen an den Bahnhof bekommen hatte und es inzwischen 3:0 für Merkels Christliche Demokratenvereinigung steht, kritzelte die BRD-Journaille unisono:

«Das geht voll in die Wicken bei den Sozis – wer so verbohrt ist, heutzutage mit Stone-Age-Slogans à la «soziale Gerechtigkeit» zu nerven, der rafft es nie und ist einfach zu blöde zum Gewinnen!»

In tiefster Verzweiflung wandte sich Ex-SPD-Parteichef Sigmar «Siggi» Gabriel aus dem niedersächsischen Goslar an den Nebelspalter, Swiss Headquarters for Worldwide Political Consulting, mit der inständigen Bitte, eine Analyse der unübersichtlichen deutschen Politgemengelage durchzuführen und unter Berücksichtigung der Geschichte der SPD und deren gegenwärtiger Personal- sowie Themenverfügbarkeit passende Lösungsvorschläge zu erarbeiten, wie nun endlich eine linke Mehrheit bei der Bundestagswahl im September zuwege gebracht werden könne.

Jeder, bloss nicht DIE
Siggis einziges Ausschlusskriterium für eventuelle Koalitionsbildungen war: «Um Gottes Willen NIE mit der Petry oder der Weidel, diesen Schreckschrauben von der NS-Frauenschaft.» Im Übrigen sei er überaus flexibel und es sei ihm eigentlich völlig egal, wer unter ihm Bundeskanzler werde, solange der Neue Schulz heisse und aus Würselen stamme. Weniger bis gar nicht erwünscht seien Sarah Wagenknecht-Lafontaine, Porschefahrer Lindner, Vollkorn-Kretschmann oder Panzer-Ursel von der Wehrmacht; Namen wie Schäuble, Seehofer und anderer heuchelnder Kanaillen wünsche er in diesem Zusammenhang nicht zu hören. Mit einem aufmunternden «Glück auf!» verliess Siggi unser Bureau de consultations politiques en gros & en détail, und umgehend machten wir uns an die Arbeit, um die SPD auf Erfolgskurs zu trimmen und ihr zur Abwechslung mal zu einer echten Siegertype zu verhelfen.

Wer dann?
Haben Sie den Namen Martin Schulz schon mal gehört? Wahrscheinlich nicht. Vielleicht aber den Namen «Bruder Martin», den der Genosse seit der Wahl zum SPD-Kanzlerkandidaten trägt. Dieser ist nicht zu verwechseln mit dem Novemberheiligen Martin, dem Schutzpatron der Gänse. Diejenigen unter der Leserschaft, die über ausreichende Lebenserfahrung verfügen, wissen natürlich, dass sich die Gänse noch nie auf den heiligen Martin verlassen konnten: Seit Jahrhunderten werden sie ans Messer geliefert, und St. Martin hockt stets mit am Tisch und mampft Gänsebraten mit Knödeln.

Wenn das der deutschen Sozialdemokratie mit ihrer neuen Lichtgestalt Martin S. genauso blüht, dann gute Nacht, Marie! Wir wollen aber keinen unangemessenen Defätismus verbreiten, sondern mittels unseres hauseigenen siebenstufigen Mehrfachindikators die Vorzüge unseres Kandidaten herausarbeiten und dem Publikum beliebt machen.

Führungsstärke
Wie feuerte doch 2003 Silvio «Bunga-Bunga»-Berlusconi in Strassburg im EU-Parlament geradezu prophetisch Martin Schulz an? «Sie sind der geborene Führer!» Aufgrund der böswillig falschen Übersetzung einer kommunistischen Simultandolmetscherin, deren Vater ein im roten Bologna berüchtigter Bahnhofspenner und Trickbetrüger war – Stichwort «Hütchenspiel» -, wurde daraus: «Ich schlage Sie als KZ-Kommandanten vor!» Wie auch immer, Martin Schulz? Führungsqualitäten traten schon früh zutage. Erstmals als Linksverteidiger beim Sportverein Rhenania 05 Würselen e.?V. – aus dieser Position ergab sich dann auch zwanglos die politische Ausrichtung, die Martin Schulz zeitlebens verfolgen würde. In seiner späteren Tätigkeit als Buchhändler zeichnete er sich dadurch aus, dass er reihenweise Schmöker auf Vordermann brachte. Wer ihm nun ankreidet, dass er dabei gelegentlich zur Flasche griff, ist selber eine.

Unsere Empfehlung
«Sehr geehrter Herr Siggi! Nach Auswertung unserer fein differenzierenden SWOT-, Faktoren-, historischen und sonstigen wohlfundierten Risikoanalysen – vulgo «Kaffeesatzlesereien» – möchten wir abschliessend zwei Optionen darlegen, die Erfolg bei den kommenden Bundestagswahlen versprechen:

  • 1. Richten Sie für Bruder Martin eine Eremitage in der Uckermark ein; dort kann er über den Sinn des Lebens und das Niederschmetternde einer SPD-Kanzlerkandidatur meditieren. Sollte ihm dies zu spirituell sein und er die ornithologische Variante der Einsiedelei bevorzugen, könnte er auch Vogelwart auf Pellworm werden. Dort wird man über Jahre nicht beim Nachdenken gestört und kann auch keine grösseren Schäden anrichten.

 

  • 2. Die letzte Chance der SPD, diese Wahl zu gewinnen, besteht darin, dass Sie Angela Merkel mit den Schalmeienklängen des Rotfrontorchesters «Ernst Thälmann» dazu bezirzen, aus der CDU auszutreten und sich als SPD-Kanzlerkandidatin nominieren zu lassen. Dies hätte den Zusatzvorteil, dass Sie damit der CSU einen Schlag versetzten, von dem man sich in der Parteizentrale im Münchner Hofbräuhaus kaum jemals wird erholen können: «Oans, zwoa, gsuffa!»»
Jan Peters

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