«Die Crypto AG mit Sitz in Steinhausen/Schweiz war ein international tätiges Unternehmen im Bereich der Informationssicherheit. Der westdeutsche Geheimdienst BND und die US-amerikanische CIA kauften das Unternehmen 1970 heimlich auf und liessen ‹Hintertüren› in die von ihr verkauften Chiffriermaschinen einbauen. Über 130 Regierungen waren Kunden der Crypto AG», sagt Wikipedia. Und da Wikipedia bekanntlich alles weiss, sehen wir keinen Grund, daran zu zweifeln.
Was für ein Hammer, diese Crypto-News! Zur Abwechslung ein bisschen Comedy statt der ewigen Horrormeldungen à la WHO: «Corona-Virus entvölkert China, mehr als 8 Mrd. infiziert, 389 Mio. bereits in den ewigen Jagdgründen – Stop – Chinesische Regierung: westliche Panikmache, alles unter Kontrolle – Stop – WHO: Und das war erst der Anfang!» Jetzt mal unter uns – eigentlich geschieht ihnen das ganz recht, diesen halbseidenen Chinesen. Haben Sie gesehen, wie die mit ihren Tieren umgehen? Voll eklig! Für die Uhrengeschäfte in Luzern war es allerdings ein Schlag ins Kontor, als ihnen die Reisbauern nicht mehr in Regimentsstärke die Boutiquen stürmten und alles aufkauften, was auch nur annähernd so aussah wie ein Schweizer Chronometer, dem weltweit anerkannten Synonym für Präzision und Wertbeständigkeit. Auch die Maschinen der Crypto AG trugen ein «SWISS MADE», um zu signalisieren: Wenn auch die Welt voller Heimtücke ist, der Schweiz kannst du vertrauen – und zwar immer!
Arbeitstag eines Agenten
Hoch begehrt bei Geheimdiensten und sonstigen ehrenwerten Gesellschaften war die «CX-52» der Crypto AG, der Rolls-Royce unter den Schlüsselmaschinen. Uns liegt ein Geheimbericht des MI6 in voller Länge vor, in dem dargestellt wird, wie James Bond, Mitarbeiter einer gewissen Elisabeth Windsor, von seiner Hotelsuite aus verzweifelt versuchte, mit einer Crypto CD-57 einen Wodka/Martini, gerührt, NICHT geschüttelt, bei der Rezeption zu bestellen. Sehnsuchtsvolle weibliche Stimme aus dem Schlafbereich: «James, wann kommst du endlich?» – 007 hockt in Boxershorts, im Schulterhalfter seine unentbehrliche Walther PPK, vor der Schlüsselmaschine. Er studiert die Bedienungsanleitung, die ihn in Transparenz und Nachvollziehbarkeit an die Beipackzettel der IKEA-Möbel erinnert, mit denen er kürzlich sein Penthouse in der Canary Wharf eingerichtet hat: «Rad IV wird von 3 anderen Rädern, Rad V wiederum von vorangegangenen 4 Rädern und Rad VI von den vorangegangenen 5 Rädern angetrieben. Daraus folgt eine Periodenlänge von n6, was bei 47er-Rädern annähernd 1010 entspricht… HÄ??» – «JAMES!! mir ist so heiss; kommst du?» – «Du hast jetzt Sendepause, Herzchen.» – «Wenn sich Rad II und Rad I im Uhrzeigersinn drehen, muss Rad V entgegengesetzt rotieren. Wo ist das verdammte Rad V?» – Wutentbrannt schleudert er die CD-57 aus dem Fenster, unter dem der Berufsverbrecher Ernst Stavro Bloefeld auf ihn lauert. Der Schurke wird am Kopf getroffen und stürzt zu Boden. Noch im Fallen reisst er seine 9 mm Makarow aus dem Holster und… (Fortsetzung im nächsten Heft).
Dubiose Kundschaft
Nach diesem Ausflug in die bunte Welt des Films wollen wir zurückkehren in den grauen Alltag der Schlüsselmaschinen. Da hat doch tatsächlich eine Schweizer Firma angeblich «gezinkte» Ver-/Entschlüsselungsgeräte an «seriöse» Kunden verkauft, wie behauptet wird. Haben Sie, liebe LeserInnen, sich jemals gefragt, wer solche Maschinen braucht? Haben SIE zufällig eine ENIGMA der deutschen Wehrmacht im Keller, um den U-Bootkrieg im Nordatlantik zu steuern? Na also, anständige Leute brauchen so etwas überhaupt nicht! Der Umkehrschluss lautet demnach, dass die Kunden der Crypto AG ganz kleine Brötchen backen sollten, statt von Hinterhältigkeit, Betrug und Ähnlichem zu reden. Diese Typen scheinen ja reichlich Dreck am Stecken zu haben, wenn sie solche Kisten brauchten. Das Einzige, was die Crypto AG zu tun versuchte, war, höhere Qualität in den Informationsaustausch zu bringen – Schweizer Qualität! Im Sinne unseres Markenkerns Zuverlässigkeit, Neutralität, Diskretion und anderen eidgenössischen Tugenden, von denen das Ausland nur träumen kann.
Friedensdiplomatie
Worauf wir Schweizer uns viel zugutehalten, sind unsere international stark nachgefragten Vermittlerdienste zwischen verfeindeten Staaten. Beispiel: Die Amis sind nicht gut auf die Perser zu sprechen, seit iranische Studenten 1979 die US-Botschaft besetzten und 52 Diplomaten als Geiseln nahmen. Die notorisch humorlosen Yankees regten sich dermassen darüber auf, dass sie keinen klaren Gedanken mehr fassen konnten. Daraufhin übernahmen wir für sie die Botschafterdienste in Teheran. Und jedes Mal, wenn die Amis den Mullahs oder die Mullahs den Amis mit Gewalt drohten, schlichen wir uns durch die Hintertürchen in die Cryptos CD-57 und liessen sie ausdrucken: «Heut ist heut, ihr lieben Leut. Morgen ist morgen, macht Euch keine Sorgen!» Auf diese Weise haben wir eine Unzahl von Kriegen verhindert – ganz im Geheimen.