Einer trage des anderen Last

Einer trage des anderen Last

Derzeit wimmelt es im deutschsprachigen Europa von doppelzüngigen Begriffen wie Asyltouristen, Flüchtlingsströme, Einwanderer in Sozialsysteme, Auffanglager, Anker- und Transit-Zentren…, deren eigentlicher Sinn darin besteht, die allseitige Hilfsunfähig- bzw. -unwilligkeit zu cachieren und Populisten unterschiedlichster Couleur Fassbomben für ihre Dauerwahlkämpfe zu liefern.

Den elenden Fremden entgehen auch wir in der Schweiz auf unserer vermeintlichen Insel der Seligen nicht: Vor der Migros stehen sie vorwurfsvoll herum und versuchen, uns zum Kauf von «Surprise»-Heften zu bezirzen, in denen unablässig darüber berichtet wird, wie schlecht es ihm, dem Flüchtling, bei uns gehe. Versuchen wir dann, dieser sozialen Daueranklage zu entgehen, indem wir zum «Konsum» dislozieren, um mit unserem letzten Geld das Allernötigste einzukaufen, wartet dort schon die grundtraurige Mama Africa auf uns, die uns mit melancholischen Augen ein weiteres «Surprise» vor die Nase hält, in dem schon wieder bzw. immer noch steht, wie scheusslich es ihr gehe; und zwar nicht zuhause in Afrika – wo der Bantu dem Hottentotten den Schädel einschlägt, bloss weil der eine meint, der andere sei vom falschen Stamm – sondern ausgerechnet bei uns. Aber wer fragt eigentlich uns als die Eingeborenen in unserem eigenen Land, wie wir uns bei all diesem demonstrativ zur Schau gestellten Elend fühlen?

Der Schuldturm wartet

Wenn Sie zum Beispiel daran denken, wie Sie sich jedes Jahr aufs Neue damit abquälen müssen, diese vermaledeite Steuererklärung, die Sie noch ins Armenhaus bringen wird, auszufüllen, da kommt Ihnen der fromme Spruch aus dem Brief des Paulus an die Galater, den die Pfaffen sonntags von den Kanzeln verlesen, sicher wie blanker Hohn vor: «Einer trage des anderen Last.» Es ist schier zum Amoklaufen! Oder hat Sie jemals irgendeiner von diesen hoffnungslos überbezahlten Deppen aus Ihrer örtlichen Steuerbehörde angerufen und gesagt: «Herr Müller – dies gilt natürlich auch sinngemäss, wenn Sie ‹Meier› heissen; nur, dass man Sie dann hoffentlich mit ‹Herr Meier› anredet – um Gottes und aller Heiligen Willen, Herr Müller, Sie zahlen doch viel zu viel Steuern an uns! Wollen Sie sich eigentlich sehenden Auges ins Verderben stürzen, Herr Müller? Sie könnten doch noch weitaus mehr von Ihrer völlig überhöhten Einkommens- und Vermögenssteuer abziehen! Geben Sie einfach an, von den 180 Quadratmetern Ihres Zweitwohnungs-Luxuslofts im Zentrum von Zürich seien 178 Quadratmeter Arbeitszimmer. Ist doch scheissegal, ob das stimmt oder nicht. Wir haben ja überhaupt nicht die Kapazitäten, so was auch noch grossartig zu überprüfen. Mut, Müller, ran an den Speck: Setzen Sie doch den ganzen Krempel ab, bevor Sie am Bettelstab gehen – wir drehen Ihnen keinen Strick draus! Schliesslich sind wir eine bürgernahe Service-Institution, die Wert darauf legt, dass Sie uns gern haben. Das tun Sie doch, allerwertester Herr Müller, oder etwa nicht?»

Elend, wohin man sieht

Zurück zum Fremden und seinem «Elend»; sieht man sich zum Beispiel etwas genauer an, mit welchen Unsummen aus sozialen Füllhörnern unerschöpflicher Tiefe die Flüchtlinge bei uns bereits bei ihrem Eintreffen in unserem grossherzigen Vaterland überschüttet werden, dann kann man dazu doch nur meinen: Es ist eher Wohlstandsverwahrlosung als Not, was diese Flüchtlinge hier bei uns auszustehen haben. Im Kanton Aargau etwa erhalten erwachsene Asylsuchende in Gemeinschaftsunterkünften pro Tag üppige 9 Franken plus 1 Franken Taschengeld cash, womit sie in die Lage versetzt werden, sich ausgiebig mit Champagner, Kaviar, Langusten und Chanel Nr. 5 zu versorgen. Vergleichen Sie das mal mit den jämmerlichen Almosen, die Ihre knickrige Frau Gemahlin Ihnen als Taschengeld verachtungsvoll vor die Füsse wirft! Damit überhaupt mal was für Sie abfällt, müssen Sie stundenlang vor ihrer Holden auf Knien rutschen, wohingegen der Flüchtling nur die hohle Hand auf dem Amt zu machen braucht, um mit endlosen Wohltaten verhätschelt zu werden.

In der Tretmühle

Und im Arbeitsleben geht es sogar noch ruppiger zu als daheim: Die meisten von uns schleppen sich jeden Morgen kraft- und mutlos ins Büro, wo sie von inkompetenten Chefs rumkommandiert und von tückischen Kolleginnen und Kollegen ständig hinters Licht geführt und pausenlos gemobbt werden. Wir bekommen einen Hungerlohn für mühevolle Arbeiten, die von unserem Vorgesetzten ungelesen hohnlachend im Shredder versenkt werden – während sich das perfide grinsende Management die Taschen mit der von uns erarbeiteten Kohle vollstopft. Und das parasitäre Gesindel namens Aktionariat sieht seinen hauptsächlichen Lebenszweck darin, kiloweise Coupons von chinesisch dominierten Aktiengesellschaften zu schneiden und über die Reling von Hurtig-Routen-Kreuzfahrtschiffen in norwegische Fjorde zu reihern, statt in sinnvoller Weise zur Erhöhung des Inlands-Bruttosozialprodukts beizutragen.

Sodom und Gomorrha

Längst nicht alle unserer Berufstätigen erreichen das Pensionsalter bei intakter Gesundheit; etliche von uns brechen schon weit vorher unter der Last zusammen und müssen wegen akuter Burn-outs behandelt werden. Nicht so der von uns verzärtelte Flüchtling, der regelmässig an der frischen Luft unsere Wertstoffe einsammeln darf, die wir nachts sorgfältig im Wald deponieren, um den unverschämt hohen Müllgebühren zu entgehen. Und wenn der Flüchtling, der daheim in seinem Kaffernkral niemals so etwas Ähnliches wie akzeptables Sozialverhalten oder Verantwortungsbewusstsein gelernt hat, sich dann in seinem feschen Schweizer Designer-Wohncontainer mit vom Sozialamt finanzierten Escort Girls die Zeit vertreibt, ist ihm da überhaupt bewusst, welche unglaublichen Entbehrungen unsereiner auf sich nehmen muss, damit er im Stil des französischen Sonnenkönigs Ludwig des XIV. bei uns in Saus und Braus leben kann?

 

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