Diverse Schweizer Zeitungen veröffentlichten kürzlich ein Interview mit dem ehemaligen Zürcher Bob Lutz, der 1939 mit seinen Eltern in die USA auswanderte. Dort verfiel er u. a. auf die heroische Idee, als Top Gun im Düsenflieger in den Koreakrieg zu ziehen. Anschliessend wurde er dann erfolgreicher Autoverkäufer. Heute ist Lutz der Meinung, dass Amerikas internationales Ansehen unter Trump zugenommen habe. Kann man so sehen – muss man aber nicht.
Wer ist eigentlich dieser jegliche Etikette mit Füssen tretende zwielichtige Immobilien-Tycoon Donald J. Trump, der vier Jahre lang als Politclown «Pennywise» die Politszene aufmischte? An all-American dream oder Nightmare on Elm Street? Während wir nun versuchen, halbwegs elegant in die durchaus schon früher mehrfach – und wahrlich nicht nur von uns – abgehandelte Thematik «Donald Trump und die Folgen für die westlichen Demokratien» einzutauchen, betritt unvermutet Magister Faust unsere Schreibstube und rezitiert: «Da steh’ ich nun, ich armer Tor, und bin so klug als wie zuvor!» – Wie soll man denn nach vier chaotischen Jahren Trump im Weissen Haus auch anders in der Gegend herumstehen, Herr Doktor?
O Lord, this does not really help! Wir müssen einen revolutionär neuen Ansatz finden. Vielleicht ist ja alles ganz anders, als wir bisher glaubten?
Die Guten und die Bösen
Stellen wir die Dinge doch einfach mal auf den Kopf: Und wenn nun Trump der Vollchecker ist und wir die Bekloppten sind, die nie was kapiert haben? Es fällt unsagbar schwer, sich damit abzufinden; aber wir versuchen’s. Noch mal zum Mitschreiben: Wir sind doof und Trump ist schlau. Natürlich ist er schlau, sonst hätte er nicht mehrfach New York City bei dubiosen Immobiliengeschäften und Steuern übers Ohr hauen können. Aber ist er auch gut? Und was soll «gut» im Politbusiness heissen? Total falscher Begriff, Schlüsselkriterien in diesem Geschäft sind Macht, Erfolg oder Misserfolg, basta!
Es braust ein Ruf wie Donnerhall: «WIR sind die Guten! WIR sind die mit den Grundwerten und dem Zeug! WIR verteidigen die Werte des Westens! WIR sind doch eine Wertegemeinschaft par excellence!» Heureka – und die Gralshüterin dieser unübertrefflichen und per se westlichen Werte ist dann wahrscheinlich die NATO. Ihr Hochamt zelebriert diese ehrenwerte Gesellschaft auf der jährlichen Münchner Sicherheitskonferenz, dem unumgänglichen Must-have für die Rüstungsindustrie und deren Lobbyisten. Was das mit «Moral» zu tun hat? Ha!! – voll in die Binsen, wir sind hier doch nicht in der Kirche!
Dran, drauf, drüber!
Es heisst übrigens nicht Rüstungs-, sondern Verteidigungsindustrie; merken Sie sich das! Und diese profitable Branche handelt nicht etwa mit Tod und Vernichtung, sondern vermittelt mit ihren robusten Kfz mindestens so viel Freude am Fahren wie die blauweissen Autos aus München. Diese Kraftwagen geben toughen Jungs den ultimativen Adrenalinkick, wenn sie sich die Überholspur auf dem Highway to hell freischiessen; ohne die Gegenwehr der Losertypen, die sie gerade niedermachen, fürchten zu müssen:
«Der PUMA bietet seiner Besatzung einen bislang von keinem vergleichbaren Fahrzeug erreichten modularen hochwirksamen Schutz vor Minen, dem Beschuss mit Panzerabwehrwaffen sowie selbstgebauten Sprengsätzen – und garantiert damit maximale Überlebensfähigkeit im Einsatz.»
Voll geil!! – Kraus-Maffei Wegmann vertickt keine dekadenten US-Zuhälterschlitten à la CORVETTE, sondern kernige PUMA-Kampfwagen, made in Germany! Damit ersetzt die Münchner Sicherheitskonferenz auch vollumfänglich die Internationale Automobilausstellung IAA, das frühere Eldorado der PS-Junkies in Frankfurt am Main, welches kläglich unter die Räder geraten ist. Das jährlich wiederholte Signal von der Münchner Konferenz an Moskau lautet: «Gleich gibt’s auf die Glocke, dass die Lampen ausgehen!» Diese Sprache versteht der Russe.
The wheel keeps on turning
Kommen wir nach diesem Exkurs in die Wertegemeinschaft zurück zu Donald Trump. Aufgrund dessen, was wir bis jetzt herausgefunden haben, können wir über ihn die Aussage machen: Er ist ein windiger New Yorker Immobilien-Tycoon, der kürzlich seine Politikerkarriere als Clown «Pennywise» abbrechen musste. Wenn SIE jetzt sagen, das wussten Sie schon am Anfang dieses seltsamen Artikels, dann antworten WIR Ihnen: wir auch – bätsch!
Trump hat die ganze Zeit gefordert, Deutschland & Konsorten müssten unverzüglich zwei Prozent ihres Bruttosozialprodukts für die Verteidigung ausgeben. Gleichzeitig lässt er durchblicken, dass er von der NATO eigentlich nichts halte. Den Little Rocket Man in Pjöngjang findet er abwechselnd toll oder abgespact. Manchmal auch umgekehrt.
Über Israel und Benjamin Netanyahu möchten wir an dieser Stelle lieber schweigen, denn man landet blitzschnell in Schubladen, die einem nicht gefallen. Nur beim Iran ist alles klar – das sind nukleare Arschgeigen, die man bombardieren sollte! Bei Putins Russland sieht’s aus Trumps Sicht differenziert aus: Einerseits haben russische Hacker die Clinton E-Mail-mässig vorgeführt, was Donald gut gefiel, andererseits versuchen Gazprom und Gerhard Schröder mehr oder weniger unverdrossen, Nord Stream 2, die Pipeline des Schreckens, in der Ostsee zu verlegen.
Wie seufzte resignierend ein Schüler in Fausts Studierzimmer, nachdem Mephisto ihn in der Verkleidung des Dr. Faust erbarmungslos zugetextet hatte? «Mir wird von alledem so dumm, als ginge mir ein Mühlrad im Kopf herum.»
Fazit: Am Ende dieser tiefschürfenden Betrachtung bleibt festzuhalten, dass es uns nicht besser geht als dem Studiosus, den der niederträchtige Mephisto drangsaliert. Und NACH Trump ist VOR Trump? O Lord, won’t you buy me a Mercedes Benz?