Bad news – Donald Trump still alive

Bad news – Donald Trump still alive

Selbst bei einem so vorbildlich solide und verantwortungsvoll recherchierenden und berichtenden Blatt wie dem Nebelspalter, der sich der Wahrheit, der Wahrheit usw. verpflichtet fühlt, kann auch mal etwas in die Binsen gehen. So leider geschehen in unserer ansonsten bestens gelungenen Ausgabe 10/2017.

Im genannten Heft hatten wir, von unserer Leserschaft vehement unterstützt, noch begeistert berichtet: «(…) kam unser Korrespondent den Verbrechern auf die Spur und stöberte Donald J. Trump schliesslich in einem Honky Tonk in Dodge City auf, wo er mit Gläserspülen und dem Putzen des Pissoirs eine ihm angemessene Anstellung gefunden hatte. Nacht fiel über die Stadt. Ein Schuss fiel. Trump fiel tot um.» Mit dieser, wie wir auch heute noch finden, eher malerischen und unverfänglichen Schilderung handelten wir uns allerdings einigen Ärger ein, auf den wir gut hätten verzichten können.

«Wir beobachten Sie!»

Die Tragödie begann mit einem Anruf aus Bern. Wie die meisten unserer Leser*innen richtig vermuten, wird Bern als die Hauptstadt der Schweiz betrachtet. Telefonate aus dieser Richtung haben für uns – die wir wissen, dass die Pressefreiheit auf tönernen Füssen steht, seit die Bürgerlichen die Macht im Nationalrat ergriffen haben – etwas ziemlich Bedrohliches; denn geherrscht wird nicht mehr vom Volk, sondern von Fantômas und seinen Schergen.

Aus Bern also meldete sich ein uns unbekannter Herr Cassis, der sich, für uns schwer nachprüfbar, als «Vorsteher des Eidgenössischen Departements für auswärtige Angelegenheiten» ausgab. In einem barschen Ton, der uns stark an unseren Militärdienst erinnerte, herrschte uns der Anrufer mit der gebrüllten Frage an, ob wir «noch alle Tassen im Schrank» hätten, den Präsidenten der Vereinigten Staaten einfach mal umzunieten. Unseren Einwand, ein Porzellangefässmanko sei die unabdingbare Voraussetzung, unseren Beruf erfolgreich auszuüben, liess er nicht gelten. Nachdem sich Herr Cassis wieder beruhigt hatte, teilte er uns mit, er habe unseren Artikel (siehe oben) gelesen. Unseren daraufhin geäusserten Dank für seine Lesertreue schrie er mit: «Ihr hört noch von mir, Kameraden!» nieder und legte auf.

Überzeugungsarbeit

Am nächsten Morgen um 5 Uhr fuhr eine schwarze Mercedes-Limousine mit Tarnscheinwerfern bei uns vor. Zwei Individuen mit Schlapphüten in knöchellangen schwarzen Ledermänteln stiegen aus und läuteten am Lieferanteneingang Sturm. Unsere Frage, wer zu so früher Stunde Einlass bei uns begehre, ob dies Rotkäppchen oder der böse Wolf sei, liessen die Dunkelmänner unbeantwortet, traten stattdessen frohen Mutes die Türe ein und stellten sich mit einem herzhaften: «Noch so ’n Spruch – Kieferbruch!» bei uns vor. Die folgende robuste Unterhaltung endete mit der Einweisung von zwei Nebi-Redakteuren in die Notaufnahme des örtlichen Spitals, dem ein vierwöchiger Reha-Aufenthalt folgte.

Diplomatische Finesse

Es dauerte etwas, bis wir die Vorfälle rekonstruiert und in die richtigen Zusammenhänge gestellt hatten. Hier exklusiv und in Kurzform: Offensichtlich hatte, aus welchen Gründen auch immer, Trumps Nanny unseren 10/2017-Artikel in «Leichte Sprache» übertragen und Donald vorgelesen, bevor sie ihn in die Kita brachte. Dort krabbelte der Schlingel in einem unbeaufsichtigten Augenblick zum Telefon und beauftragte Mr. Bannon von «Breitbart Fake News», den Urheber dieser Tirade ausfindig zu machen und höflich um eine Gegendarstellung zu bitten: «Find these shitholes and destroy them, Steve!» Bannon nahm daraufhin mit der amerikanischen Botschaft in Bern Verbindung auf, die uns mitteilte: «If you Swiss bastards don’t shut up, we’ll nuke you!» Dies gab uns einen Motivationsschub, und wir begannen eigene Nachforschungen.

Dumm gelaufen

Unser Mann in Dodge City knöpfte sich den trunksüchtigen Herausgeber des «Doomsday Chronicle» vor, der nicht nur für die Gazette, sondern auch für das Bestattungswesen zuständig war. Nach dem 12. Whiskey erklärte sich dieser zu einer Exhumierung bereit. Bei Nacht und Nebel schlichen wir mit ihm auf den Gottesacker und halfen ihm, den Sarg freizulegen, aus dem Grab zu wuchten und schliesslich den Deckel abzuheben. Kolossal war unser Erstaunen, als wir im Sarg nicht D. Trump, sondern Hansi «3-Wetter-Taft» Hinterseer entdeckten, der während seiner «Da-schmilzt-die-Butter-im-Kühlschrank-Tour 2017» vom Publikum gelyncht und verscharrt worden war.

Jan Peters

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