Habe die Ehre!

Habe die Ehre!

Verehrtes Publikum

Gestatten Sie mir, dass ich mich als der neue NFZ-Kolumnenschreiber Ihres Vertrauens vorstelle, der hoch erfreut wäre, wenn die Gedanken variierenden Tiefgangs, welche er dank grosszügiger Erlaubnis der Redaktionsleitung in der Rubrik «Mensch, Peters!» vor Ihnen auszubreiten das Vergnügen haben wird, auf Ihre Zustimmung stiessen. Wenn Sie bei einigen meiner Mutmassungen hingegen rufen: «Der Typ geht mir auf die Nerven!», werde ich das als Beleg dafür werten, dass Sie etwas vor mir zu verbergen versuchen. Das sollten wir bei Ihnen im Auge behalten.

Mein Name ist Peters, worauf die Rubriken-Überschrift ja bereits dezente Hinweise liefert. Name ist allerdings «Schall und Rauch» – um Ihnen gleich mal mit Johann Wolfgang von Goethe zu kommen; die Herkunft wäre auch noch aufschlussreich. Und damit haben wir bereits meinen grössten Schwachpunkt aufgedeckt. Ohne lange um den heissen Brei herumzureden, geboren wurde ich in Deutschland – das ist ein bleibendes Mutter-, um nicht zu sagen Kainsmal, mit dem in der Eidgenossenschaft kein Blumentopf zu gewinnen ist; ich möchte mich dafür bei Ihnen gleich eingangs entschuldigen!

Deutsche haben eine Vorliebe dafür, Repliken mit «Ja, aber…» einzuleiten. Stellen wir uns vor, die Hebamme zeigte mich als Neugeborenes meiner Mutter im Wochenbett; was an einem 24. Dezember stattfand: «Gratulation, es ist ein munterer Knabe!» Meine Mutter: «Ja, aber – warum ausgerechnet Heiligabend?» In Geometrie schnallte ich gerade noch den Herrn Pythagoras mit seinem feschen a2 + b2 = c2-Dreieck, dann gingen bei mir im kognitiven Bereich die Lichter aus. Mathe-Klassenarbeiten pflegte ich zu versemmeln, dass die Heide wackelte. Wenn ich das meinen Altvordern mit «Ja, aber…» explizieren wollte, wurde mein Taschengeld wegen Insubordination auf null gesetzt.

1988 hatte ich dann endgültig die Schnauze voll von «Ja, aber…» – und zog in die Schweiz. 1995 wurde ich Schweizer, stellte mich in Kaiseraugst an den Rhein und schrie gen Norden: «Ich bin dann mal weg!» Und das schwäbische Echo antwortete: «JA, ABER!!»

 

Jan Peters

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