Rentner 4.0 – härter, radikaler, gemeiner

Rentner 4.0 – härter, radikaler, gemeiner

Worum geht es bei der Abstimmung am 24. 09., und was sind die Konsequenzen bei einer Annahme?

  1. Bei den Pensionskassen wird der Umwandlungssatz in freien Fall geraten; was vornehmlich zu einer Erhöhung des Lamborghini-Bestands bei deren Finanzverwaltern führen wird.
  2. Neurentner erhalten kompensatorisch 70 Franken mehr AHV; was die Generation Easy Jet, die das bezahlen muss, ins Prekariat treiben wird.
  3. Daraufhin gehen sämtliche Billigflieger bankrott; Heerscharen arbeitsloser Flight Attendants und Flugkapitäne werden sowohl den Escort- als auch den Uber-Taxi- und Pizzakurierfahrer-Markt überfluten und zum Zusammenbruch bringen.
  4. Das Rentenalter der Frauen wird schrittweise demjenigen der Männer angeglichen; was die Generation Janis Joplin auf die Barrikaden treiben wird, um von dort aus Volksaufstände zu initiieren.
  5. Für <Übergangs>-Personen ab 45 Jahren gibt es eine Besitzstandsgarantie; neben den Pensionskassen-Tradern noch eine Gruppe, die an der AHV-Reform Freude hat.

Das Menetekel

Nun ist die nationale Gemengelage wieder einmal so, dass sich die Rechte und die Linke wechselseitig bezichtigen, die finanzielle Torpedierung der Confoederatio Helveticae bösartig und vorsätzlich ins Werk zu setzen – entweder aus neoliberaler Profitgier oder aus marxistisch-masochistischer Zerstörungswut. Mittlerweile, überdeckt vom Pulverdampf und Gefechtslärm dieser anhaltend virulenten Kampfhandlungen, ist andererseits eine bedenkliche Entwicklung eingetreten, welche der Öffentlichkeit bislang völlig entgangen ist. Sieht denn niemand die drohende Schrift an der Wand?

Neuartige Delikte

Wir vom Nebelspalter vermuten seit Längerem, dass etwas faul ist im Staate Helvetia. Eine von uns durchgeführte mehrjährige Kriminalaktenanalyse verschiedener ländlicher Räume hat Alarmierendes zu Tage gefördert. In etlichen abgelegenen Gegenden, die bisher noch nicht markant durch Kriminalität aufgefallen waren – abgesehen von Sodomie, Blutschande und klerikaler Pädophilie, was in ländlichen katholischen Gebieten allerdings als Brauchtum anzusehen ist – ergab sich im Beobachtungszeitraum eine Häufung schwerer Straftaten der <neuen Art>.

Gerontoterrorismus

Ein erster Hinweis ergab sich daraus, dass ein Nachrichtensoldat einen rätselhaften Funkspruch auffing: «Grufti 1 an Komposti 2: 300 Meter vor Ihnen Frischfleischnachschub. Überfall in 2 Minuten. Beute in 600 Meter höher gelegene Festung <Methusalem> verschieben.»

Am nächsten Abend meldete SRF 1, dass auf einer Alp fünf Schafe von Wölfen gerissen worden seien. Der Schäfer sei enthauptet, sein Herz aus der Brust gerissen, sein restlos ausgebrannter Wagen in einer Schlucht gefunden worden. Eine Untersuchung der Tiere habe Erstaunliches zutage gefördert: Es waren keine Wölfe, welche die Schafe massakriert hatten, sondern die lückenhaften Bissspuren an den Kehlen deuteten auf die Raubtiergattung Homo sapiens; um die Bissspuren herum seien Spuren von <Kukident> nachgewiesen worden.

Drei Tage später wurde in Brig ein EC-Automat mit einer Ladung Dynamit in die Luft gejagt. Die Beute wurde nicht beziffert, muss aber beträchtlich gewesen sein. In die Reste des Bancomaten war die Signatur <SPP> eingebrannt.

Armee der Schatten

Am selben Tag wurde uns ein Dokument zugespielt, das wir im Original wiedergeben:

«Das Kommando <Senior Prepper[1] Power> hat heute die Walliser Kantonalbank angegriffen. Der dort entnommene Betrag entspricht der Differenz zwischen dem uns zustehenden Pensionskassensatz und dem uns ausgezahlten. Wir werden diese Aktionen so lange wiederholen, bis wir unseren alten Besitzstand wieder erreicht haben.»

Im Oberwallis verbreiteten sich Angst und Panik, Bürgerwehren formierten sich, deren Mosaik von Einzelbeobachtungen nach und nach ein Gesamtbild ergab:

Vogelfrei

Teile der Schweizer Rentnerschaft, welche die Schnauze davon voll haben, sich von ihrer missratenen Nachkommenschaft als <demente Arschgeigen> beleidigen zu lassen, haben sich von der Zivilisation abgewandt, sind in die Wälder zurückgekehrt und ziehen dort in marodierenden Haufen mordend und brandschatzend umher, in ausgedehnten Raubzügen ihre Frischfleisch- und Pilzvorräte ergänzend.

Autark

Überall im Land hat <Senior Prepper Power> inzwischen aufgelassene Bunker übernommen und nach Art der <Survivalists> mit Vorräten gefüllt, die sie jede Art von Belagerung, Black Outs und weiteren Absenkungen von Pensionskassenumwandlungssätzen langfristig überstehen lassen.

Ungezähmt

Wanderer berichteten von schrecklichen Szenen, die sie mit ansehen mussten: Die Waldmenschen seien nach Werwolfart heulend um ihre Feuer getanzt, blutige Skalps von Pensionskassen-CEOs ihren räudigen Hunden zum Frasse vorwerfend.

Generationenvertrag

<SPP> richtete kürzlich eine Twitter-Anfrage an die Spassgeneration: «Früher hiess es, dass man in der Jugend einen Ofen bauen muss, wenn man es im Alter warm haben will. Was haltet Ihr davon?» – Antwort Ballermann, Mallorca: «Mir ist mega-schlecht von dieser Scheiss-Sangria!»


 

[1] Prepper sind gemäss Wikipedia (abgeleitet von englisch: to be prepared, bereit sein) Personen, die sich mittels individueller Massnahmen auf jedwede Art von Katastrophe vorbereiten.

Jan Peters

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