St. Galler Tag der volkstümlichen Musik

St. Galler Tag der volkstümlichen Musik

Die grossdeutsche «Reichsmusikkammer» hatte herzliche Grüsse an die ca. 5000 Gäste gesandt, die am 15. 11. zum «Rocktoberkonzert» nach Unterwasser im Kanton St. Gallen gepilgert waren. Dort sorgten einige renommierte deutsche Ländlergruppen mit schmissigen Volksweisen für durchgehend gute Laune bei den vaterländisch gestimmten Besuchern. Ein musikalisches Willkommen der gastgebenden Schweiz überbrachte die heimische Band «Amok».

Die deutsche Event-Management-Agentur «Blood & Honour», legitime Nachfolgerin der Naziorganisation «Kraft durch Freude», hatte ganze Arbeit geleistet und mit musikalischen Kampftruppen wie «Stahlgewitter», «Spreegeschwader» u. a. für Headliner gesorgt, welche die Turnhalle und die völkisch gepolten Seelen des Publikums in Bewegung brachten.

Nicht nur die braune Gästeschar, sondern auch die St. Galler Kantonspolizei zeigte sich sehr angetan vom makellosen Verlauf der arischen Bühnenweihfestspiele: «Vom Verkehrsdienst über die Abfallentsorgung bis zum Sicherheitsdispositiv hatte der Veranstalter alles mustergültig organisiert», teilte die Obrigkeit freudig erregt mit. Selbst der Gemeindepräsident sowie der Hallenvermieter seien vom ordentlichen Hergang des Events beeindruckt gewesen; der Parteivorstand der St. Galler FDP setzte noch eins drauf und freute sich darüber, dass es sogar unerwartete «Tourismuseinnahmen» gegeben habe.

Blanke Provokation

Zu beanstanden hatten die Behörden lediglich, dass der eine oder andere Veranstaltungsteilnehmer dabei beobachtet worden sei, wie er eher unschweizerisch sein Wasser öffentlich abschlug. Einige sollen dabei auch den Hitlergruss gezeigt haben. Das Wasserlassen im Freien ist im Kanton St. Gallen normalerweise nur heimischen Rindviechern erlaubt, zu denen die Behörden die Musikfestivalteilnehmer offensichtlich nicht zählten. Was nun diese Wildpinkler anbelangt, so möchten wir als journalistische Beobachter und Kenner der Szene die Überzeugung äussern, dass dies keinesfalls rechte Konzertbesucher waren, sondern aus Berlin angereiste Agents provocateurs des Schwarzen Blocks Kreuzberg. Bei den Radikalinskis dieser versifften Anarchistenkreise ist es nämlich seit den Tagen des von Karl Liebknecht gegründeten «Spartakusbundes» Usus, provokativ auf die Strasse und gegen Bürgerhäuser zu seichen. Unter den damals zahlreichen anständigen Deutschen äusserte man deshalb auch gern: «Wer steht an der Ecke und pisst? Der Kommunist!»

Nichts zu erkennen

Wer die Besucher beim Unterwasser-Konzert im Einzelnen gewesen und welche Lieder dort gesungen worden seien, dies haben die tüchtigen St. Galler Behörden leider nicht feststellen können: Die Beleuchtung sei sehr schlecht und die Akustik denkbar miserabel gewesen. Indikatoren für die bei uns in der Schweiz grottenschlechte Lebensqualität wegen rundherum fehlender finanzieller Mittel. Man habe, so die Ämter weiter, vor, während und nach der Vorstellung seitens der Obrigkeit eigentlich weder öppis gesehen noch öppis gehört; die berühmten drei japanischen Affen, die so manchen Schreibtisch zieren, könnten einem jetzt in den Sinn kommen. Dabei haben wir doch kürzlich an der Urne die Sinnesorgane unserer bienenfleissigen Nachrichtendienste wesentlich geschärft! Gehen diese Penner eigentlich am weissen Stock und brauchen mittels einer Durchsetzungsinitiative den Ergänzungsanschub, im Dienst gelbe Armbinden mit drei schwarzen Punkten tragen zu müssen? Oder sehen sie keinen Bedarf, rechte Strukturen zu unterwandern? Sind «die Dienste» möglicherweise generell ausserstande, sich selbst zu unterwandern – wie der deutsche BND, der Militärische Abschirmdienst und der Verfassungsschutz in Sachen Nationalsozialistischer Untergrund derzeit demonstrieren?

Ordnung ist das halbe Leben

Nimmt man die im Zusammenhang mit «Unterwasser» in vielen Blogs geäusserten Meinungen als repräsentativ, dann fällt auf, dass bei ständigen Vergleichen zwischen linken und rechten Veranstaltungen die Linke im Hinblick auf Akzeptanz stark abfällt. Beurteilt werden dabei weniger die Inhalte ihrer Auftritte als vielmehr Sekundärtugenden wie Ordnung, Sauberkeit etc.; als exemplarisch für die Verkommenheit der Linken werden die Berner Reithalle sowie die Zürcher «1.-Mai-Unruhen» strapaziert.

Und der ganze Tod

Eine Analyse von KZ-Wirkmechanismen verdeutlicht, dass Eigenschaften wie Treue, Sorgfalt, Pflichterfüllung usw. Voraussetzungen für die Effizienz der NS-Menschenvernichtung waren; und die Henker dabei trotz ihres Tuns «anständig» blieben, wie ihnen Reichsführer SS Himmler in seiner Posener Rede bescheinigte. Gelungener Massenmord wird also praktikabel, wenn organisatorische und emotionale Bedingungen erfüllt sind und sich die Schlächter trotz ihrer Untaten geborgen und akzeptiert fühlen. Gemeinsames Absingen von Naziliedern ist geeignet, solche Geborgenheit zu schaffen und Mut zu weiteren völkischen Heldentaten wie dem Abfackeln von Asylantenheimen zu befeuern, wie dies deutsche Kameradschaften vorführen – Sieg heil!

Jan Peters

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