Buch bestellenDER SPIESSHOF ZU BASEL

Eine erzählerische Spurensuche
Book on Demand. 2009.
ISBN 978-3-8391-1450-6

Der urkundlich erstmals 1293 erwähnte ‹Spiesshof› am Basler Heuberg/Gemsberg ist ein Ensemble fünf ursprünglich getrennter Liegenschaften des Stiftes St. Leonhard. Der dominierende Teil des Anwesens ist sein Renaissanceflügel, dessen Entstehungszeit allgemein in die zweite Hälfte des 16. Jahrhunderts datiert wird. Erstaunlicherweise wird dieser Gebäudetrakt einerseits als ‹eine der reifsten Schöpfungen der Renaissancebaukunst auf Schweizer Boden› bezeichnet, andererseits liegen viele Details seiner Entstehung noch weitgehend im Dunkeln.

Der vorliegende Text erzählt die Geschichte des Spiesshofes zu Basel auf seine ganz spezielle Weise und lässt dabei auch das seit mehr als 450 Jahren im Spiesshof umgehende Gespenst gebührend zu Worte kommen: «Gestatten? Mein Name ist Johann von Brügge. Seit ich am 26. August 1556 im Spiesshof starb, lebe ich hier.»

DER SPIESSHOF ZU BASEL
Eine erzählerische Spurensuche

TEXTAUSZUG

Das Gespenst, das sich seit Jahrhunderten David Joris nannte, richtete sich auf und kletterte behutsam an der Brunnenwand empor. Dabei kam ihm sehr zustatten, dass es sich die Fingernägel das letzte Mal Anno Domini 1648 geschnitten hatte, als gerade der 30-jährige Krieg mit dem Abschluss des Westfälischen Friedens in Münster zu Ende gegangen war.

Jetzt hatten es die Oberkante des Brunnens erreicht, zog sich mit einem Ruck ganz nach oben, setzte sich auf den Rand und begann zu deklamieren:

«Meine Damen und Herren! Sie hatten soeben, hauptsächlich Dank meines herausragenden Entgegenkommens und meiner wahrlich unübertrefflichen Grosszügigkeit, die nicht alltägliche Gelegenheit, einen Blick auf ein bedeutendes Renaissancebauwerk auf Schweizer Boden zu werfen.

Dies nehme ich zum willkommenen Anlass, Ihnen den Anbruch eines neuen Zeitalters zu verkünden: Heute beginnt die Ära des David Joris.

Denn wie es geschrieben steht im Buch der Endzeit: Die Pestzeichen werden am Himmel sein, es wird dickes, schwarzes Blut regnen, die Vögel werden tot auf die Erde fallen; und dann wird sich ein gewalttätiges Geschlecht von eisernen Männern aus den Gräbern der Schlachtfelder des Grossen Krieges erheben, gewachsen aus Drachenzähnen, die gesät waren von…»

Da gab es einen unglaublichen Tumult auf der Gasse, und in den Hof traten lärmend die Henkersknechte des Rates der Stadt, packten den frevelnden Erzketzer vom Basler Heuberg, fesselten ihn, knebelten ihn und warfen ihn auf einen zweirädrigen Pestkarren, wovor im Geschirr eine apokalyptische Schindmähre wankte.

Damit fuhren sie die Spukgestalt zur Mittleren Brücke und stürzten sie dort unter Schmährufen in die schäumenden Strudel des Rheins, der diese Kreatur nach Holland trug – woher sie einst gekommen war, um sich voller Heimtücke bei den arglosen Baslern einzuschleichen.

Und was die Holländer anfangen mit ihrem David Joriszoon, genannt Johann von Brügge, das ist einzig und allein deren Sache: Soll er doch dort in seinem Delft Fayencen brennen, daraus Ofenkacheln machen und diese bemalen – oder Torf stechen. Soll er tun und lassen, was immer ihm beliebt – solange nur Basel dieses unsägliche Gespenst los ist, und sich jedermann ohne die geringste Gefährdung durch Untote an einem ausnehmend bemerkenswerten Anwesen erfreuen kann: dem Spiesshof zu Basel.

DER SPIESSHOF ZU BASEL
Eine erzählerische Spurensuche

PRESSE-, LESERMEINUNGEN

Neue Fricktaler Zeitung, 17.9.2009
Jan Peters begibt sich auf Spurensuche

Jan Peters begibt sich auf Spurensuche

 

Von Basel bis Bad Schwartau

15. November 2009
Von Dr. Raimund Gerz (Frankfurt am Main)

Ein Gespenst geht um auf dem Basler Heuberg/Gemsberg. Sein Name: Johann von Brügge, der seit seinem Tod am 26. August 1556 im dortigen Spiesshof residiert. Es gibt also ein Leben nach dem Tod. Und der Autor Jan Peters hat sich mit diesem raffinierten erzählerischen Trick einen literarischen Guide erfunden, den er nun durch das Renaissancegebäude streifen lässt, nicht nur um die Besucher zu erschrecken, sondern auch, um den Leser an der Geschichte des restaurierten Anwesens teilhaben zu lassen. Das alles liest sich erbaulich und erfrischend zugleich. Mag auch mancher humorlose Historiograph denkmalschützerischer Provenienz da akademisch sein Näslein rümpfen, dem Leser wird diese heitere Lektion convenieren. Und sie sei hiermit allen empfohlen von Basel bis Bad Schwartau.

Very neat!

29. September 2009
Von Larry (Altona)

Dieses Buch kann einem auch noch 820 Straßenkilometer nördlich den „Spiesshof zu Basel“ näherbringen. Es vermittelt auch dem nicht allzu versierten Interessierten (auch dank des informativen Architektur-Glossars) einen Sinn für die Besonderheit diese Hauses plus seinem innewohnenden Hausgeist. Nicht zuletzt durch die wirklich ausgesprochen schöne Aufmachung/Layout konnte mich dieses Buch gewinnen.

Eine spannende Zeitreise

Volker Hogg
23. September 2009

Ein Buch – man würde es angesichts seines bescheidenen Formates nicht unbedingt spontan wie einen durch die Werbung gepriesenen „fetten“ Bestseller aus dem Verkaufsregal reissen: Grober Fehlentscheid! Dieses  unscheinbare, aber sehr stilvolle Büchlein fesselt schon nach wenigen gelesenen Seiten und verhindert, im Sinne der „Büchse der Pandora“, die folgenden Stunden für jegliche andere Aktivitäten als Lesen, Lernen, Staunen und Schmunzeln – dieses Buch hat es in sich! Eine spannende Zeitreise durch das schöne Basel, vermittelt durch recherchierte Geschichte, „geistvolle“ Erzählungen, hochinteressante architektonische Beschreibungen eines beeindruckenden Gebäudes, geschmückt mit schönen Fotografien und erzählt mit geschärft-intelligentem Wortwitz – kurzum: ein echtes Lesevergnügen – auch für in Zürich wohnhafte Bürger ;o)

Basel – überhaupt nicht „spiessig“

19. September 2009
Von Frank Wartemann (Staufen)

Basel – so ist das mit einer Stadt. Du glaubst, alles zu kennen. Du wohnst dort, schon lange, vielleicht aber auch erst seit kurzem oder du bist immer wieder gerne in der Stadt, deiner Stadt: Basel. Du kennst ihre Geschichte, die Straßen, die Gebäude, die Museen, die Theater, die Kultur eben. Und dann: Immer wieder gibt es etwas Neues zu entdecken. Hier den Spiesshof am Basler Heuberg/Gemsberg. Einmal anders zu lesen: kein Touristenführer, kein langweiliges Sachbuch – nein, Tote leben länger und erzählen besser. Ein liebevoll gestaltetes Buch, ansprechende Fotos. Ein Kleinod. So wie der Spiesshof.

Bücher von Jan Peters sind in jeder analogen Buchhandlung sowie bei einer unübersehbaren Zahl digitaler Book Shops erhältlich.