Spitzensport: Al lavoro, Capo!

Spitzensport: Al lavoro, Capo!

«Der Fussball ist zurück in der FIFA, die FIFA ist zurück im Fussball. Der Fussball übernimmt, grazie mille!», rief Gianni Infantino aus, als er kurz nach seiner Wahl zum neuen FIFA-Präsidenten in Zürich ein erstes Soccer Match veranstaltete und selbstverständlich als Captain seiner Mannschaft auf den Rasen stürmte. Ist damit endlich die lang ersehnte Wende zum Besseren in der schönsten Nebensache der Welt eingeläutet worden? Ist es andererseits als ein gutes oder ein böses Omen einzustufen, dass Signor Presidente partiell Italienisch statt Deutsch bei seinem ersten Spielchen parlierte? Wir vom «Nebelspalter», dem führenden Schweizer Allroundmagazin, gingen all diesen Fragen nach.

Und hatten die alten Römer Gianni Infantino bereits auf der Rechnung, als sie in bestem Schullatein = Frühitalienisch meinten: «Mens sana in corpore sano», während sie erwartungsvoll im Kolosseum im Parkett hockten, sich mit Popcorn vollstopften und voll kindlichen Entzückens darauf lauerten, dass sich tief unter ihnen die Gladiatoren zur höheren Ehre Roms demnächst gegenseitig die Barbarenschädel einschlagen würden? HALT! STOPP! Dieses «Mens sana…» wird immer unvollständig und immer FALSCH zitiert. Sie, die alten Römer, sagten nämlich tatsächlich: «Orandum est, ut sit mens sana in corpore sano». Auf Deutsch heisst dies, dass das geschätzte Publikum doch bitte darum beten möge, dass in einem gesunden Körper auch ein gesunder Geist vorhanden sei. Falls dies bei Sportlern nicht ggf. zu viel verlangt sei.

For the Game

Visp in den 40er-Jahren des 20. Jahrhunderts: Dort ging ein gewisser Josef Blatter zur Schule. Von ehemaligen Mitschülern wird berichtet, dass er kein übermässiges Interesse an Latein gezeigt habe. Sondern lieber aus dem Fenster schaute und zusah, wie die grossen Jungen auf dem Hof Fussball spielten. So etwas wollte der Blatter Sepp auch machen, wenn er erst mal gross war.

Das klappte dann Jahre später auch ganz zufriedenstellend. Denn dieser Ur-Walliser mit seinem von der Heimat geschärften gesunden – lat.: sano – Geld- und Familiensinn, der baute den altväterlichen Kickerverein FIFA in eine bestens geschmierte Registrierkasse um; gemäss seinem persönlichen Firmenmotto: «Moneta sana in corporatione mio» + «Taberna ad Consobrinus». «Consobrinus» lässt sich mit «Vetter» trefflich ins Deutsche übersetzen. «Taberna» entspricht im eigentlichen Sinne einer «Wirtschaft» in der Bedeutung einer Schenke; oder auch, übertragen, einem «alterprobten Verfahren».

For the Money

«Corruptio» dagegen ist ein unschönes lateinisches Wort, das im modernen FIFA-Fussballgeschäft längst jegliche Bedeutung verloren hat. Ausser in Russland. Weil Putin ein Ganove ist und sein Land in Zarenmanier selbst lenkt, statt wie bei uns die Demokratie vom Kapital lenken zu lassen. Schlimm ist auch, dass er sich nicht so gesetzestreu wie Hoeneß und Kaiser Franz verhält. Hier zeigt sich selbst im Fussball die moralische Überlegenheit des Westens.

For Humanity

In unserer von Eifersucht, Missgunst und Sozialneid geprägten Zeit ist es Usus, ständig auf Spitzensportlern rumzuhacken, als hätten die weiter nichts im Sinn, als Ruhm und Geld aufzutürmen. Dabei geht völlig unter, dass viele von ihnen sich nicht scheuen, ihre persönliche Gesundheit zu riskieren – für den Fortschritt der Medizin und somit für die ganze Menschheit.

Exemplarisch sollen hier Lance Armstrong und Marija Scharapowa genannt werden.

Mister Armstrong hatte mal Krebs. Um trotzdem an der Tour de France teilnehmen zu können, musste er massenhaft Tabletten einwerfen. Ohne zu ahnen, was drin war.

Scharapowa nahm, auch ohne die geringste Ahnung von irgendwas, an einer Doppelblindstudie teil:

  1. Die Penner, die ihr das Mittel ins Essen mischten, waren blind vor Geldgier;
  2. Masha verschlang voll blinden Vertrauens alles, was irgendwie essbar aussah.

Die Folgen trafen beide Sympathieträger vernichtend:

  1. Armstrong durfte noch nicht mal mehr als Wasserträger an der Tour teilnehmen,
  2. die Tennislady muss jetzt ihre Porsche und Tag Heuer selbst bezahlen.

Hau weg den Scheiss!

Was sollen wir vom «Nebelspalter», die wir uns nicht nur dem Sport, sondern auch der klassischen Bildung tief verpflichtet fühlen, FIFA-Capo Infantino wünschen? Die übermenschlichen Kräfte eines antiken Herkules, um den Mist wegzukarren, den der Blatter Sepp, den man im alten Athen «Augias» genannt hätte, in seiner Amtszeit angehäuft hat.

Jan Peters

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