Viele Nationen hüten sorgsam ihre individuellen Gründungsmythen, von denen sie über lange Epochen nach Kräften zehren. Wenn diese zum Teil haarsträubenden Ammenmärchen von Generation zu Generation weitergereicht werden, ist es irgendwann gar nicht mehr möglich, Dichtung von Wahrheit zu trennen.
In der Schweiz hat dies sogar schon so weit geführt, dass es der eine oder andere Einfaltspinsel in der Tat für bare Münze nimmt, Hitlers Wehrmachtsoffiziere hätten vor Angst mit den Zähnen geklappert, als der Führer in der Wolfsschanze losbrüllte, es sei gar nicht mehr auszuschliessen, dass er diesen selbstgerechten Schweizer Kriegsgewinnlern bei nächstbester Gelegenheit gepflegt die Fresse polieren werde. Er habe ja ohnehin gerade in der Nähe in Frankreich zu tun. Er kam dann wieder davon ab, da er die Schweiz in der Eile nicht auf der Landkarte finden konnte; auch nahm das Unternehmen Barbarossa zunehmend seine Aufmerksamkeit in Anspruch.
Käse fürs Vaterland
Und dann gibt es bei uns auch noch die heilige Legende vom Gevatter Tell, der auf der lauschigen Rütliwiese oberhalb des Vierwaldstättersees zusammen mit seinen Verschworenen auf klagenden Hörnern melancholische Weisen zum Vortrag gebracht und das erste historisch belegte Fondue angerührt haben soll. Dieser Event wurde verzögerungsfrei von Swiss Marketing sowie dem Emmentaler Käsekartell vereinnahmt und eiskalt kommerzialisiert, um Switzerland weltweit als Alphorn- und Käse-Kompetenz-Zentrum zu positionieren.
Und was haben legendenkulturmässig unsere transatlantischen Freunde, die Amis, zu bieten? Könnte das Verabreichen von Cheeseburgern bei McDonalds als Kulminationspunkt der US-«Kultur» angesehen werden? Oder gibt es dort sogar noch mehr zu entdecken?
«All men are created equal»
Am 16. Dezember 1773 geschah Seltsames: Notdürftig als Rothäute verkleidete Bostoner Wutbürger unter der Führung von Winnetou, Häuptling der Apachen, schmissen 342 Kisten mit englischem Tee in den Hafen und brüllten dabei: «We will not pay any more bloody taxes to bloody England!» Rückblickend gesagt und im Sinne der Aufklärung und des Fortschritts der Menschheit gesprochen, wäre es sicher zweckmässiger gewesen, Mrs. Sarah Palin of Alaska anstelle der wehrlosen Teekisten im Hafen zu versenken. Thomas Jefferson, damaliger President of US Marketing, hatte aus kommerziellen Erwägungen von dieser spontanen Aktion abgeraten; man hatte aber nicht auf ihn hören wollen. Am 4. Juli 1776, dem Drehbeginn der berüchtigten Hollywood-Schnulze «Independence Day», geschah Seltsames: Thomas Jefferson, notdürftig verkleidet als Old Shatterhand, stand am Hafen von Boston auf 342 leeren Teekisten und brüllte: «Alle Männer wurden, as far as I know, mehr oder weniger gleich kreiert.»
Dies war die Stunde der kreationistischen Pilgrim Fathers, die umgehendin langen Trecks nach Westen zogen: zunächst durch den Bible Belt, dann in den Glocken Belt. Letzterer hat seinen Namen daher, dass die Pilgerväter dort in der Prärie den depperten Indianern im Rahmen einfühlsamer Missionierung so herzhaft eins auf die Glocke gaben, dass die Lichter ausgingen; und die Ureinwohner dieses Landes erkannten, dass die von Jefferson hergebeteten Thesen für Weisse gelten. Nicht für Sioux.
Wer hätte das gedacht
Machen wir nun einen Zeitsprung ins Jahr 2016. Genauer gesagt in den November. Amerika hat gewählt. Und wie. In Bayern würde man sagen: «Da legst di nieder, Lackl!» Zum allgemeinen Erstaunen der Demoskopen – weniger der Demagogen – wurde Donald Duck zum 45. US-Präsidenten gewählt. Lediglich Dipl.-Ing. Daniel Düsentrieb, der ein Erfinderbüro in den Appalachen betreibt, hatte diesen Wahlausgang prognostiziert; man hatte aber nicht auf ihn hören wollen, sondern auf die Kandidatin der Demokraten getippt, eine gewisse Mrs. Hillary Wall Street Clinton.
Who dunnit?
Donald Duck-elect hat, wie profunde «Nebelspalter»-Recherchen ergaben, seinen Sieg tatsächlich den blasierten linken Intellektuellen von der Ostküste zu verdanken, die auf das Prekariat im Rust Belt herabgesehen haben: «deplorables» seien das; versoffene, schiesswütige, retardierte Rassisten und Schwulenhasser. Stimmt. Nur sollte man dies den NRA-Typen, die mit verrosteten Harleys von Diner zu Diner tuckern, um sich die Hucke vollzusaufen, tunlichst nicht auf den Kopf zusagen, wenn man gleichzeitig ihre Stimme haben will.
Gott wollte es so!
Das Establishment hat noch nicht einmal gecheckt, warum anständige US citizens im Bus vorne sitzen wollen. Und Neger hinten sollten. Dies beinhaltet keinerlei Rangordnung, sondern hat gute Gründe:
- Hottentotten sind von Natur aus lärmiger als Zivilisierte. Man kennt das ja von ihrer Urwaldmusik her, diesem «Jazz». Wenn die Klippkaffern hinten toben, hälts der weisse Mann vorn gerade noch aus.
- Auch in der Körperhygiene bestehen Unterschiede; gepflegte weisse Angestellte riechen halt um einiges angenehmer als ungewaschene Baumwollpflücker!
Freuen wir uns auf Donald Ducks neues Amerika: Gods own country on the rise!