Die Ablehnung der Unternehmenssteuerreform III hat es deutlich gezeigt: Was «die da oben» sagen und dem Volk als Abstimmungsverhalten anraten, wird einfach nicht mehr für voll genommen; da können sich Economiesuisse, die FDP und die SVP das Maul in Fransen reden, das geht den Leuten voll am Arm vorbei!
Die Ablehnung der Unternehmenssteuerreform III hat es deutlich gezeigt: Was «die da oben» sagen und dem Volk als Abstimmungsverhalten anraten, wird einfach nicht mehr für voll genommen; da können sich Economiesuisse, die FDP und die SVP das Maul in Fransen reden, das geht den Leuten voll am Arm vorbei! Die einzige bürgerliche Partei, die dieses Desaster unbeschadet überstanden hat, ist erstaunlicherweise die CVP. Ihr strategisch wohldurchdachtes Verhalten, Wahlempfehlungen grundsätzlich erst nach den Abstimmungssonntagen zu geben, hat sich erneut glänzend bewährt.
Wir vom Nebelspalter warnen seit Jahr und Tag davor, dass Schweizer Selbstdemontage, unsere Kleingläubigkeit und unser sadomasochistisches Vergnügen am Torpedieren unserer eigenen Eliten einzig und allein Wladimir Putin, Stellvertreter Satans auf Erden, sowie seinen Lakaien, der europäischen Sozialdemokratie, in die Hände spielen. Putin und die Sozis – die Achse des Bösen. Aber wir predigen tauben Ohren, die eidgenössischen Lemminge ziehen weiter, obwohl der Abgrund nicht mehr fern ist. Auch die traditionell antikommunistische Bastion Amerika gerät ins Wanken, auf nichts ist mehr Verlass. Rettung kann uns nur zuteilwerden, wenn wir uns auf unsere alten eidgenössischen Qualitäten besinnen: «Hilf dir selbst, dann hilft dir Gott!»
Unterwanderungsgefahr
Wir möchten jetzt nicht so weit gehen wie Geert Wilders, Marine Le Pen und Frauke Petry, die als wahre Gralshüter der europäischen Grundwerte erkannt haben, dass schandbar gefährliche Bedrohungen von den Freimaurern, den Tempelrittern, den Negern, den Bolschewisten, den Transvestiten, rumänischen Zigeunern, schwulen Sozialhilfebetrügern, dem internationalen Finanzjudentum usw. ausgehen; hoppla, das war der falsche Text, der sollte am Montag in Dresden bei Pegida vorgelesen werden.
Trotz der Schwarzen Sheriffs, Entwarnung kann keine gegeben werden, und wir müssen stets auf der Hut sein, denn das Böse kommt auf leisen Sohlen. Hier nur mal ein weiteres Stichwort: der Islamist! Er liegt ständig auf der Lauer. Und machen wir uns doch nichts vor: Diese vollverschleierten Moslem-Schlampen, von denen unser Land überquillt, wissen wir eigentlich, was sie unter ihren Burkas tragen? String-Tangas von Victoria?s Secret oder Sprengstoff vom Propheten? Die Bevölkerung hat ein Recht darauf, dies zu erfahren – runter mit den Klamotten!
Führungsversagen
Kommen wir zurück auf die USR III und die helvetischen Eliten, die bei dieser aus dem Ruder gelaufenen Abstimmung ihr Waterloo durchleiden mussten. Um unsere Analyse effizient zu gestalten, nehmen wir zunächst eine Segmentierung der gesellschaftlichen Führungsgruppen vor: in Wirtschaftsverbände, den Zürcher Freisinn, die Schweizerische Bankiersvereinigung und die Schweizerische Volkspartei SVP. Letztere vaterländisch gesinnte Sennen- und Jodlervereinigung bietet sich an, die derzeitigen verwirrenden Verwerfungen innerhalb der politischen Landschaft der Schweiz darzustellen.
Auf der Albisgütli-Tagung 2017 der SVP postulierte deren Leitfossil Blocher, bei dem immer, wenn er ein Rednerpult erblickt, ungefilterte Tourette-Syndrome durchbrechen, dass die so genannten Vertreter der geistigen Elite mit skrupelloser Verachtung auf die Bevölkerung herabsähen, weil einige Volksinitiativen der letzten Jahre nicht nach deren Geschmack ausgefallen seien. Auf diese «Herren Professoren» könne das Volk gut verzichten, meinte Herr Blocher. Akademiker galten früher mal als Führungselite. Blocher, der Dr. Mabuse der CH-Politikszene, hat ihnen diesen Anspruch pauschal aberkannt. Wie ist denn Monsieur Blocher zu seinem Dr.-Grad gekommen? Via Internet? Oder ist seine Akademikerphobie Ausdruck eines ausgeprägten Selbsthasses, dem psychotherapeutisch nachgegangen werden sollte?
Obstruktion vs. Führung
Nach der Februar-Bauchlandung bei der USR III, für die sich die Stahlhelmfraktion wacker engagierte, hält sich Blocher derzeit mit der Erwähnung vergeigter Abstimmungen etwas zurück. Da die SVP generell jegliche Form von «Eliten» strikt ablehnt, wie würde sie denn eigentlich ihre eigene parlamentarische Laienspielschar beurteilen? Als Fünfte Kolonne, deren geheimer Auftrag darin besteht, den Nationalrat in Schutt und Asche zu legen? Na prima, und dann? Für Trümmerräumung sind immer «die anderen» zuständig.
Fallbeil «Arbeitsplätze»
Wenn einem Politiker oder Vertreter der Wirtschaft partout nichts mehr einfällt, kann ja immer noch auf «die Arbeitsplätze» retiriert werden. Vermutlich hat nach der AKW-Havarie in Tschernobyl der zuständige Provinzgouverneur öffentlich erklärt, dass dieser belanglose Zwischenfall von seiner Regierung angeordnet worden sei, damit möglichst viele unqualifizierte Einwohner Arbeitsplätze beim Abbruch des strahlenden Wracks fänden.
Und wer würde sich heutzutage noch wundern, wenn vor einer Abstimmung in Graubünden Frau Mortadella-Pocher damit drohte, sie würde, wenn die Stimmbürgerschaft nicht total brav sei, ihre gesamte Amphetamin- und LSD-Produktion in die Karpaten outsourcen? Keine Sau.