Kürzlich wurde am Theater Basel erstmals eine «Triggerwarnung» ausgesprochen. Trigger ist ein psychologischer Fachausdruck, der die Erinnerung an eine Schlüsselsituation bezeichnet, die bei sensiblen Menschen ein psychisches Trauma ausgelöst hat. Um Retraumatisierungen zu vermeiden, wird vor Triggern gewarnt. Typische Trigger sind z. B. Beurteilungsgespräche mit Vorgesetzten, Schwiegermutterbesuche und vergleichbare Schreckensszenarien.
In unserer heutigen Betroffenheits- und Achtsamkeitsgesellschaft werden sprachliche Entgleisungen nicht mehr akzeptiert, es ist unumgänglich, stets den korrekten Ton zu treffen. Früher erfolgten Meinungsäusserungen wesentlich spontaner, da sie nicht den Lackmustest der Political Correctness zu bestehen hatten. Auf Zigarettenschachteln befanden sich (noch) keine Hinweise, die verantwortungslosen Tabakjunkies ein grauenvolles Ende an die Wand malten. Stattdessen teilte man suchtgeplagten Rauchern in kameradschaftlicher Form mit, dass Qualmen ggf. schädlich sein könnte: «Siehst du die Hügel dort im Sand? Das sind die Opfer von Peter Stuyvesant.»
In den 1950er-Jahren existierte in Bremen eine Autofabrik, die Wagen der Marke «Lloyd» produzierte. Diese Vehikel hatten eine Karosserie, die aus allem Möglichen, aber kaum aus Metall bestand. Damit erwarb sich diese Kiste den Beinamen «Leukoplastbomber». Zu Verkehrsunfällen, die als unabwendbare Naturereignisse eingestuft wurden, schmiedete das Volk fröhliche Reime: «Wer den Tod nicht scheut, fährt Lloyd.»
Welchen Weg hätte wohl der Homo sapiens genommen, wenn er TRIGGERWARNUNGEN beherzigt hätte, statt sich Dinge anzueignen, die ihm kulturell nicht zustanden? Hätten im Paradies Schilder mit dem Hinweis «Der Verzehr von Kernobst gefährdet Ihre Entwicklung!» gestanden, was wäre dann geworden? Keine leichte Frage. Hätte man einen Genueser Seefahrer 1492 mittels Warnung davon abgehalten, gen Westen zu segeln, zumindest die Wildwestfilme mit John Wayne wären uns erspart geblieben – ganz zu schweigen von Donald Trump.