So sicher, wie am 24. Dezember jeden Jahres das Christkind kommt, so sicher können Sie auch in diesem Herbst davon ausgehen, dass Ihnen eine Prämienerhöhung Ihrer Krankenkasse ins Haus flattert. Muss das wirklich sein? Wir meinen: «NJET!» und sind fest davon überzeugt, dass man schon etwas bewirken kann, wenn man die Dinge nur tatkräftig genug anpackt!
Es scheint Wahnvorstellungen nahezukommen, wenn man annimmt, dass irgendeiner der am Krankenkassenprämien-Desaster Beteiligten auch nur ansatzweise dazu bereit sein könnte, Abstriche bei seinen Ansprüchen und Forderungen an das Gesundheitswesen zu machen: weder die Patientenschaft, noch die Spitaladministratoren, noch die Spitalärzte, noch die niedergelassenen Ä., noch Pharma… Dies führt nun seit Jahren unausweichlich dazu, dass die Kosten pro Patient unaufhaltsam steigen. Wie wär’s denn aber, wenn man zur Abwechslung mal ausprobieren würde, das Pferd vom Kopf her aufzuzäumen und nicht mehr die Kosten pro Patient zu senken versuchte, sondern umgekehrt die Patienten(zahl) pro Kosten?
KEIN Naturgesetz
Die regelmässigen Prämienerhöhungen unserer Krankenkassen sind kein Naturgesetz, wie viele inzwischen glauben. Und es gibt Potenzial, von diesen Kosten runterzukommen. Damit unterscheiden sie sich zum Beispiel vom ewigen Gesetz der Hypothekarzinsen: Wenn die steigen – steigen die Mieten; wenn sie sinken – passiert überhaupt nichts. Kostentreiber Nr. 1 im Gesundheitswesen ist die demographische Entwicklung: Heutzutage will ja inzwischen jedes Rindvieh möglichst alt werden – und dabei auch noch gesund bleiben. Ein Irrsinn sondergleichen und wider Mutter Natur! Denn die sorgte früher auf natürliche Weise dafür, dass die Bäume nicht in den Himmel wuchsen, bzw. Freund Hein frühzeitig zu den Leuten kam; also nicht erst zum 96. Geburtstag. Ausserdem gab es die natürliche Selektion, der man einstmals freien Lauf liess. Um dies anschaulich zu machen, erzählt der Verfasser dieses Artikels gelegentlich gern eine lustige Anekdote aus seiner Jugend:
«Eigener Herd ist Goldes wert
In unserer Nachbarschaft lebte die Familie Krause mit ihren zwölf Kindern und Herbert Krauses 87-jähriger Mutter, die von allen liebevoll ‹Oma Krause› genannt wurde, in ihrer kuscheligen Anderthalbzimmerwohnung. Eines Tages beschloss Herbert, zwecks Reduzierung der Heizkosten die Fenster der Wohnung zuzumauern. Oma Krause wurde zu Hilfsarbeiten abkommandiert. Durch zwei geschulterte Säcke Zement in ihrer Wahrnehmungs- und Reaktionsfähigkeit geringfügig eingeschränkt, trat sie im oberen Bereich der Kellertreppe auf eine dort achtlos zurückgelassene Schmalzstulle, geriet heftig zu Fall und rauschte wehklagend in die Tiefe. Man trug sie zu Bett. Nachdem sie drei Tage daselbst verbracht hatte, fand sich Herbert K. auf Mutter Krauses flehentliches Bitten schliesslich widerwillig bereit, den Hausarzt zu rufen. Dieser diagnostizierte bei Oma Krause eine Oberschenkelhalsfraktur. Den ärztlichen Vorschlag, Oma K. ins Krankenhaus zu verfrachten, wischte Herbert K. mit der Bemerkung beiseite: ‹Schnickschnack, so was heilt von allein!›
Panem et circenses
Unmittelbar nach Oma Krauses Beisetzung wurde ein stimmungsvoller Leichenschmaus veranstaltet, an den sich alle Beteiligten bis auf den heutigen Tag immer wieder gern erinnern. Hauptsächlich wohl deshalb, weil Herberts Kollege Willy seinen gut besetzten VW-Käfer auf der sportlichen Heimfahrt akkurat um einen Chausseebaum wickelte. Aus dem polizeilichen Unfallprotokoll: ‹Insassen: 1 Fahrer + 6 Mitfahrer = 18,7 ‰ Gesamtalkoholgehalt; Totalausfall aller Fahrzeuginsassen. Kfz: im Arsch, aber so was von!› Die Regionalzeitung widmete Willy, Mittelstürmer im dortigen Fussballverein, einen durch tiefe Empathie mit den Hinterbliebenen gekennzeichneten Abschiedsartikel unter der Überschrift: ‹Holla, die Waldfee!! – Schluckspecht Willy nimmt sich selbst aus dem Spiel›.»
Stellschrauben neu justieren
Neben vielen anderen Merkwürdigkeiten ist die Debatte zum Gesundheitswesen massgeblich dadurch gekennzeichnet, dass ganze Heerscharen von mehr oder weniger Berufenen ihren Senf dazugeben, ohne jemals irgendeine Verantwortung übernehmen zu wollen. Wir vom ‹Nebelspalter› dagegen, die wir eine der wesentlichsten Aufgaben unserer segensreichen Tätigkeit darin sehen, die Nachhaltigkeit unseres Gemeinwesens zu sichern, ergehen uns nicht in abstrusen Vorschlägen, sondern nehmen diese Herausforderung gerne an. Dies möge der folgende kleine Massnahmenkatalog demonstrieren, der trotz seiner offensichtlichen Unvollständigkeit bereits hell aufscheinen lässt, dass man selbst auf den ersten Blick schwierig erscheinende Probleme wie die demographisch abgefederte Kostenoptimierung des Gesundheitswesens in den Griff bekommen kann – man muss es nur wollen!
- Privater Lebensbereich:
- RentnerInnen sind aufgrund ihrer Schwindelfreiheit und ihres Stehvermögens geradezu prädestiniert, körperlich herausfordernde Tätigkeiten in grösseren Höhen auszuführen. Hierzu zählen insbesondere Fensterputzen und Aufhängen von Gardinen und Vorhängen in Altbauwohnungen. Als verlässliche Standflächen haben sich dabei umgestülpte Papierkörbe und Fensterbänke bestens bewährt.
- Wegen ihrer hohen Trittsicherheit und ausgeprägten Feinmotorik werden heute zur Reinigung, Instandhaltung und Reparatur von Luftabzügen in Badezimmern eigentlich nur noch SeniorInnen eingesetzt. Experten der Unfallversicherung raten dabei vom zeitraubenden Aufstellen TÜV-geprüfter Sicherheitsleitern ab; sie empfehlen stattdessen, in Wollsocken auf Badewannenränder zu steigen.
- Öffentlicher Verkehrsbereich:
- Aufhebung der anachronistischen Geschwindigkeitsbegrenzungen und mobilitätshemmenden Überholverbote auf Autobahnen, Landstrassen und in geschlossenen Ortschaften.
- Strassenverkehrsgesetz und Bussenkatalog haben sich wegen ihrer Wirkungslosigkeit längst als obsolet erwiesen; sie werden deshalb durch das Prinzip der sofortigen Vergeltung ersetzt. Dieses hat zusätzlich zu seiner Durchschlagskraft den weiteren Vorteil, auch von Verkehrsteilnehmern mit niedriger Schulbildung verstanden zu werden. In der praktischen Umsetzung bedeutet dies, dass die Kantonspolizei bei Regelverstössen, unabhängig von deren Schwere, automatisch das Feuer auf die Fehlbaren eröffnet.
Fazit:
Aus dem, was Sie soeben gelesen haben, sollte klar geworden sein, dass man schon etwas bewirken kann – wenn man die Dinge nur tatkräftig genug anpackt!