Literarisches Duett

Literarisches Duett

Verehrtes Publikum

Satireschreiben ist eine ernste Angelegenheit; und ein Drahtseilakt. Einerseits muss Satire ein scharfes Florett sein, um Wirkung zu entfalten, andererseits will man nicht wegen Beleidigung von einem Gerichtssaal in den nächsten gezerrt werden. Dies würde auch den Haussegen in Schieflage bringen. Dagegen wirkt ‹Zweihandtexten›, eine innovative Art der Textproduktion, die nicht nur juristische Komplikationen verhindert, sondern auch die Familienkohäsion verbessert.

Das ‹Zweihandtexten› – eine an Industriestandards angelehnte Variante des Q-Managements zwecks Optimierung meiner schriftstellerischen Bemühungen – wurde bei uns aufgrund der Initiative von Frau P. eingeführt, die auch Leitungsfunktionen ausübt. Gemäss Pflichtenheft hat Frau P. zu verhindern, ‹dass ich mich im Labyrinth der Wörter verirre und meinen Pegasus zur Schindmähre reite›. Ich habe dieser Regelung spontan zugestimmt, weil ich Verbesserungen meiner Lebensumstände jederzeit aufgeschlossen gegenüberstehe. Mittlerweile ist der neue Prozess bei uns etabliert und hat sich bestens bewährt.

Das Verfahren beginnt mit einem strikt sachbezogenen Dialog: «Habt Ihr das Œuvre vollendet, Maestro?» – «Ich verbitte mir diesen höhnischen Ton!» – «Wann bekomme ich den Text zu sehen?» – «Der isʼ harmlos, musste nichʼ checken.» – «Gemäss Q-Weisung ist er mir aber vorzulegen. Basta!»

Tage später: «Wolltest du mir nicht die Kolumne zeigen?» Wollte ich NICHT! – «Es fehlt noch ein Hauch Feinschliff; Sekundensache.»

Tage später: «Ich gebe dir jetzt mal die Kolumne.» Frau P. beginnt zu lesen: «Der Anfang ist sehr langatmig. Der dritte Satz gefällt mir nicht.» Zum Henker…! «Weiter hinten, was meinst du damit?» – «Was meine ich womit?» – «Im vierten Absatz, der mit ‹insofern› anfängt.» Meine Absätze fangen NIE mit ‹insofern› an! – «Und der Schlusssatz, ‹hätte die Evolution gewollt, dass Frauen intellektuell tätig werden, hätte sie die genetischen Voraussetzungen dafür geschaffen›, wird ersatzlos gestrichen, Freundchen!»

Es gibt tolle Klavierstücke zu vier Händen; beim Zweihandtexten haben wir durchaus noch Potential.  

Kommentare sind geschlossen.