Heutzutage scheint linken Spinnern und grünen Weltverbesserern jedes Mittel gelegen zu kommen, um ihre Dogmen durchzusetzen und freie Bürger zu bevormunden. Sogar labile Halbwüchsige werden aufgehetzt und dazu instrumentalisiert, freitags an sogenannten «Klimademonstrationen» teilzunehmen und wie dressierte Papageien unbewiesene Weltuntergangsparolen nachzuplappern, statt in ihrer Schule dem Unterricht beizuwohnen und sich für die Zukunft zu rüsten. In diesem Zusammenhang verwundert es deshalb auch nicht, dass wieder einmal das Steinzeit-«Argument» der angeblichen Segnungen eines Tempolimits auf deutschen Autobahnen ausgegraben wird; primitiver geht’s wohl kaum noch, liebe Fortschrittsverweigerer! Aber gottlob gibt es den deutschen Verkehrsminister, mit dem solche Sperenzchen nicht zu machen sind: «Stonewall» Scheuer stellt sich schützend vor den deutschen Kraftfahrer wie die rotweißen Andreas-Kreuze an deutschen Bahnübergängen: «ACHTUNG – ab hier gilt das Recht des Stärkeren!»
Wer verstehen will, warum der Deutsche zu seinem heilix Blechle – wie der Württemberger sein vierrädriges Statussymbol gern nennt – eine besondere Beziehung hat, die auch erotische Komponenten enthält, muss schon deutlich tiefer schürfen, als nur zu meinen, sie hätten sowieso ein Rad ab, diese Schwaben. Es greift eindeutig zu kurz, wenn man glaubt, es gäbe unseren nördlichen Nachbarn einen Kick, wenn sie volle Klamotte mit ihren BMW M5 über die Autobahn kacheln können, als sei dies der Salzsee von Utah. Es geht bei diesem Thema überhaupt nicht darum, dass sich «Ricky Masorati mit dem Bleifuss» – wie PORSCHE-Fahrer Udo Lindenberg ins Mikro nuschelte –, die linke Spur freischiesst und die sich in ihren Energiespargurken mit jämmerlichen 130 Sachen durch die Gegend schleppenden Körnerfresser in die Leitplanke einbremst. NEI-EN!! es geht um mehr; um sehr viel mehr; es geht um die Freiheit. Und ums Prinzip. In Deutschland geht es eigentlich ständig ums Prinzip: «Haben Sie verstanden, HERR Müller?», wie Louis de Funès in einem seiner Filme drohend fragte.
Wer hatʼs erfunden?
Dem Deutschen wird oft vorgeworfen, er habe emotionale Defizite. Was an seinem Sprachgebrauch exemplarisch nachgewiesen werden könne: Begibt sich der Franzose geradezu auf elysische Felder, wenn er von «faire lʼamour» schwärmt, so hört sich das deutsche «Geschlechtsverkehr haben» an, als müsste man vor Vollzug einen Antrag auf Hartz-4-Gewährung stellen. Geht der Deutsche aber andererseits ganz aus sich heraus, wenn er auf die Autobahn einbiegt und das Gaspedal jauchzend bis aufs Bodenbrett durchtritt, istʼs auch wieder nicht recht. Der deutsche Automobilist brettert nicht, weil es ihm Spass macht, sondern weil er weiss, dass er in einer Tradition steht. 1804 entwickelte der Schweizer Isaac de Rivaz den ersten Wagen mit Verbrennungsmotor, der gemäss Wikipedia die beachtliche Strecke von 26 Metern am Stück zurückgelegt haben soll. Daraus erklärt sich auch zwanglos, dass es der genügsame Eidgenosse erträgt, mit 120 Stundenkilometern max. über seine nationalen «Schnell»strassen kriechen zu dürfen. Ganz anders dagegen der Deutsche: Als Geburtsstunde des Autos gilt das Jahr 1886, in dem der Erfinder Carl Benz seinen Benz Patent-Motorwagen Nummer 1 zum Patent anmeldete (Reichspatent 37435). Zunächst belächelt, trat der Kraftwagen dann seinen Siegeszug um die Welt an, und: DAS AUTOMOBIL WAR VON ANFANG AN DEUTSCH!
Klägliche Trittbrettfahrer
Natürlich versuchte man dann auch in anderen Ländern, es dem Tüftler Carl Benz nachzutun und so etwas Ähnliches wie pferdelose Droschken hinzukriegen – mehr schlecht als recht, muss man ehrlicherweise sagen. In Frankreich schusterten Renault, Peugeot & Co. lächerliche Schiessbudengefährte zusammen – einzig Citroëns Traction Avant 11 CV als Star diverser Gangsterfilme ist der Öffentlichkeit im Gedächtnis geblieben –, in England versuchten Austin, Bentley sowie eine Firma namens Rolls Royce ihr Glück. Letztgenannte Bude ist heute nahezu unbekannt; lediglich eine überkandidelte Schnepfe namens Elisabeth Windsor soll noch ein Faible für deren unbeschreiblich durstige Angebervehikel haben; auch den einen oder anderen Flugzeugmotor hätte die in Manchester ansässige Firma gebastelt, kann man in Fachkreisen hin und wieder hören. Der 1878 in La-Chaux-de-Fonds geborene Louis Chevrolet wanderte 1901 in die USA aus und versuchte sich dort mit wechselnden Erfolgen im Konstruieren von Wild-West-Autos. In denkbar schlechtester Erinnerung ist dabei die Corvette geblieben, die sich nur unter Berufsverbrechern einen soliden Ruf als Zuhälterschlitten erarbeiten konnte.
Put the hammer down!
Wir wollen jetzt aber nicht darlegen, welche Korrelationen zwischen der Halbwelt und gewissen Automarken bestehen, sondern durch unseren soeben erfolgten Exkurs in Randbereiche der Technik nur andeuten, dass Autos mit Emotionen zu tun haben könnten. Dafür ist die Geschichte des Motorsports ein unumstösslicher Beweis. Wir sagen nur «Silberpfeile»! Da beginnen die Augen des deutschen Kraftfahrers zu leuchten: Manfred v. Brauchitsch, Rudolf Caracciola, Bernd Rosemeyer… – das waren die Monumente des automobilen Zeitalters; Männer, die in heroischen Rennschlachten auf der Berliner Avus, dem badischen Hockenheimring oder in der Grünen Hölle der Nordschleife des Nürburgrings ihre Gegner in Grund und Boden fuhren! 2019 wird Formel-1-Weltmeister Lewis Hamilton seinen Siegeszug im Mercedes-AMG W10 fortsetzen – einem Spitzenerzeugnis deutscher Ingenieurskunst, einem Hybridmonster, das ausschliesslich dafür konstruiert wurde, den Grenzbereich mehr und mehr nach aussen zu verschieben. Und die erweiterten Motodrome sind und bleiben die deutschen Autobahnen! Der Führer hat diese Teststrecken nicht deshalb gebaut, um jammernden Warmduschern, die sich nicht trauen, herzhaft auf die Tube zu drücken, Gelegenheit zu geben, den in ihren wutbrüllenden GT3 RS auf der Überholspur mit Mach 1 einfliegenden PORSCHE-Kampfpiloten im Weg herumzustehen, sondern dafür, dass diese Gladiatoren der Neuzeit ihr Mantra in den Asphalt brennen können: «Die Heizer kommen!»