Machen wirs doch gleich selbst

Machen wirs doch gleich selbst

Unter Gutmenschen und in seelenverwandten Warmduscherkreisen wird unbelehrbar die Meinung vertreten, Waffen- und Munitionsausfuhr diene entgegen den von den Exporteuren vorgetragenen Auffassungen nicht der Schaffung und dem Erhalt von Arbeitsplätzen und somit auch nicht dem Schweizer Volkswohl…

Sondern solche üblen Machenschaften würden vorrangig der Rüstungslobby nützen und den sich von Menschenblut ernährenden Waffenkonzernen zuarbeiten, die ihre Profite aus dem abgrundtief unmoralischen Anheizen und der Alimentation diverser bewaffneter Konflikte beziehen. Es handelt sich hierbei, wie die gleich folgende gnadenlose Analyse unwiderlegbar zutage fördern wird, um eine sozialistisch verkitschte Traumtänzerei ohne die geringste Kenntnis harter ökonomischer Notwendigkeiten und Opportunitäten. Und wenn wirs nicht machen, machts sowieso ein anderer.

Mithilfe eines kleinen historischen Exkurses wollen wir gleich eingangs dazu beitragen, den bitteren Beigeschmack des Wortes «Krieg» ein wenig zu versüs­sen. Wie sich die Reiferen unter unserer Leserschaft entsinnen, pflegten die alten Römer, namentlich Publius Flavius Vegetius Renatus, hin und wieder zu bemerken: «Si vis pacem, para bellum!»; was heisst, dass man dem Krieg am wirkungsvollsten entgegenwirken könne, indem man sich auf ihn vorbereite.

In tiefer Kenntnis menschlicher Ethik und Verhaltensweisen hat deshalb der Schweizer Bundesrat mit Wirkung vom 1. November 2014 in seiner Weisheit beschlossen, dass Waffenexporte nur dann zu verbieten seien, wenn ein «hohes» Risiko be­stehe, dass mit den gelieferten Waffen «schwerwiegende» Menschenrechtsverletzungen vorgenommen werden könnten.

Ungezieferbekämpfung I
Man kann sich nun folgenden Ablauf anschaulich vorstellen: Irgendein Diktator irgendeiner afrikanisch-amerikanisch-asiatischen Bananenrepublik bestellt bei irgendeiner Schweizer Waffen-/Munitionsschmiede eine Schiffsladung Maschinengewehre plus Munition plus 25?000 fetzige Handgranaten. Laut Deklaration benötige man diese Maschinengewehre, um der das Land verwüstenden Fledermausplage Herr zu werden.

Da diese schrecklichen Vampire immer in massierten Kampf­formationen angreifen, seien sie nur durch konzentriertes Dauerfeuer mehrerer Mitrailleurkompanien vom Himmel zu holen. Die Handgranaten seien dazu vorgesehen, die örtliche Landwirtschaft von den Wühlmäusen zu befreien, welche Jahr für Jahr nahezu die gesamte Ernte vertilgten, würde man dem nicht mit gezielten Splitterhandgranatenwürfen entschieden Einhalt gebieten.

Ungezieferbekämpfung II
Unter Berücksichtigung dieser überzeugenden Argumente wäre es geradezu unmoralisch, hätte die Schweiz hier ihre Hilfe verweigert. Dass in besagtem exotischem Land seit Jahren Bürgerkrieg herrschte, davon erfuhr die total überraschte Exportfirma erst nach korrekter Abwicklung ihres Auftrages.

Wie die Schweizer Diplomatie dann später herausfand, hatte während des Bürgerkriegs aber ohnehin nur gelegentlich ein «mittleres» Risiko «mittlerer» Menschenrechtsverletzungen bestanden. Ergo war an diesem nach ordnungsgemässen kaufmännischen Gesichtspunkten abgewickelten Geschäft auch aus moralischer Sicht nichts zu beanstanden. Und wenn wirs nicht machen, machts sowieso ein anderer.

Nachbarschaftshilfe
Stellen Sie sich vor, Sie hocken wie jeden Abend vor der Glotze. Da läutet es plötzlich an Ihrer Tür. Ihr leicht verstörter Nachbar bittet Sie um ein Gespräch. Nach der achten Flasche Bier mit Salzbrezeln rückt er endlich mit seinem Anliegen heraus. Er sei bereit, 50?000 Franken in Ihrem Milchkasten zu deponieren, wenn Sie ihn diskret und irreversibel von seiner ehemals geschätzten Gemahlin befreien.

Auf Ihre Frage, weshalb, murmelt der Nachbar: «Die Schnepfe nervt!» Es trifft sich nun gut, dass Sie zufällig eine SIG P?220 Selbstladepistole 9 Millimeter Parabellum in einem Schrank im Keller liegen haben. Und wenn Sies nicht machen, machts halt ein anderer Depp; und greift die schöne Kohle ab.

Swiss made
Ein anderer Punkt, der innerhalb dieser Thematik oft vernachlässigt wird, betrifft einen Bereich, in dem die Schweiz weltweit führend ist. Wir sprechen hier von Präzision. Sehen wir uns dazu die erwähnte Pistolenmunition 9 Millimeter Parabellum an. Bei uns gelangen ausschliesslich sauber abgedrehte Stücke zur Auslieferung. Unsere lückenlosen Qualitätsendkontrollen, integraler Bestandteil des die gesamte Produktionskette umfassenden Qualitätsmanagements, schliessen aus, dass ballistisch unerwünschte Drehspäne am Geschoss zurückbleiben.

Und das zahlt sich spätestens dann aus, wenn die militärischen Ordnungskräfte in irgendeiner Schrottrepublik vor der Entscheidung stehen, ob sie Menschenrechtsterroristen zum Beispiel mit grauenhaft antiquierten Tokarew TT-33 beschiessen sollen; mit dem hohen Risiko von Fehlschüssen wegen der ungenauen Trefferlage. Wie beruhigend dagegen das Gefühl finaler Treffsicherheit, wenn die Obrigkeit auf Schweizer Material zurückgreifen kann.

Und wenn wirs nicht machen – Sie wissen ja, was dann passiert.

Jan Peters

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