Making Europe great again

Making Europe great again

Als Marx und Engels 1848 dem bösartigen Manchesterkapitalismus ihr «Ein Gespenst geht um in Europa» entgegenschleuderten, konnten sie nicht ahnen, wie aktuell dieses Menetekel im Jahr 2018 sein würde. Allerdings heisst das von ihnen damals gemeinte Phantom heute nicht mehr «Kommunismus», sondern «Der Nachtmahr im Weissen Haus», der allen, die sich seinen Wahnvorstellungen nicht fügen wollen, «Fire and Fury» androht. In dieser Sparte verfügen wir in Europa allerdings über weitaus längere Erfahrungen als das halbstarke «America first».

Während sich unsere «normal verzagte» Journaille darin ergeht, den Untergang des Abendlands apokalyptisch an die Wand zu malen, möchten wir vom Nebelspalter den Europäern den Rücken stärken und historisch untermauert darlegen, dass für Europa nicht alles «noch schlimmer» kommen wird, sondern, ganz im Gegenteil, die Risiken von heute die Chancen der Zukunft sind: Wir müssen uns nur auf unsere Geschichte besinnen und daraus die Aktionen ableiten, die uns zum Sieg über das derzeit von Donalds Panzerknacker AG geleitete Verbrechersyndikat namens USA führen werden. Über eines müssen wir uns allerdings von Anfang an im Klaren sein – der Feind steht beileibe nicht nur jenseits des Atlantiks, sondern auch in den eigenen Reihen.

Reinen Tisch machen

Gerade haben wir gesagt, dass wir unter den Europäern auch mit solchen rechnen müssen, die unserer Sache schaden – sei es aus Demagogie, sei es aus reiner Blödheit. Also sollten wir zunächst im eigenen Haus aufräumen. Die Hauptgegner der europäischen Idee, die an Europa nagen wie Ratten an den Rettungsringen der im Mittelmeer treibenden Flüchtlinge, sind schnell identifiziert: Alice Weidel, Anführerin der NS-Frauenschaft in der BRD, Silvio Berlusconi, grenzdebiler Hofnarr Italiens, Geert Wilders von der Vereinigung Edamer Käsköppe, Marine Le Pen, Kommandeuse des Vichy-Volkssturms, Sebastian «Habe die Ehre» Kurz, Vollender des Anschlusses, sowie diverse Regierungschefs belangloser Staaten am Ostrand Europas, die aufgrund arglistigen Betreibens der NATO versehentlich in die EU aufgenommen wurden. Diese Herrschaften werden demnächst auf die Prager Hofburg eingeladen, um an einem Workshop zum Thema «Die Defenestration von 1618» teilzunehmen. Im Zentrum dieser Fortbildungsveranstaltung steht ein Rollenspiel, an dessen Ende die TeilnehmerInnen den Raum überstürzt durchs Fenster verlassen müssen, während im Hintergrund leise Smetanas «Moldau» gespielt wird.

La France en marche

Nicht mehr lange, und am 14. Juli wird auf den Champs-Élysées der französische Nationalfeiertag begangen. Im letzten Jahr war E. Macron, Président de la Republique, so freundlich, seinen amerikanischen Amtskollegen zu dieser pompösen Parade einzuladen, welche die Gloire de la Grande Nation hell erstrahlen lässt. Das wird 2018 wiederholt. Mitten in der Feier entschuldigt sich Monsieur Macron kurz beim US-Präsidenten, um sich hinter dem Stand unauffällig ein paar Pastis zu genehmigen. Trump bleibt auf der Tribüne und salutiert dämlich grinsend weiter in Richtung Arc de Triomphe, als aus der tiefstehenden Sonne eine Staffel Eurofighter angreift und «The Big Dealmaker» mit ihren Bordkanonen neutralisiert. Erstaunt mustert Macron die rauchenden Trümmer: «Où est-il passé, notre cher camarade?» Dann ergeht der Befehl an die vor der Normandie auf Reede liegende Kriegsmarine, die Invasion von 1944 in umgekehrter Reihenfolge zu wiederholen. Die Armada trägt tödliche Fracht in ihren Laderäumen – Dieselkraftwagen aus Wolfsburg.

Flamme empor!

Derweil findet in Rouen ein Autodafé statt. Direkt vor der Kirche, die zu Ehren Jeanne d’Arcs erbaut wurde, wird ein Scheiterhaufen entzündet, und während sie vom reinigenden Feuer verzehrt wird, darf Mrs Theresa May kurz darüber meditieren, ob es okay war, dass die Engländer Johanna von Orléans 1431 dort verbrannten.

Gloria in excelsis Deo

Parallel laufen in Versailles die Hochzeitsvorbereitungen von Merkel und Macron. Dass kurz zuvor Brigitte Macron, Emmanuels Ex-Gemahlin, beim Staubwischen unter die Guillotine geraten war, wird vom Vatikan mit einem «Das macht vieles einfacher» tief bedauert. Dann erteilt er den Rechtsnachfolgern von Isabella I. von Kastilien den Auftrag, eine Konquistadoren-Flottille unter dem Kommando von «Aguirre, dem Zorn Gottes» in die USA segeln zu lassen, um die Yankees mit dem Schwert zum rechten Glauben zu bekehren.

Jan Peters

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