Die KI auf der Überholspur

Die KI auf der Überholspur

Verehrtes Publikum

Beginnen wir mit einem theoretischen Worst-Case-Szenario: Gesetzt den Fall, die einst mit viel Vorschusslorbeeren versehene und als stolzer Adler gestartete E-Mobilität müsste als flügellahme Ente notwassern, … dann kämen Profi-Texter zum Zuge. Deren Aufgabe ist es, Nachteile in Vorteile, Risiken in Chancen zu verwandeln und das unvermeidlich Negative im Kleingedruckten zu verstecken. Im Doublespeak des Marketing trägt dieses langjährig geübte und bewährte Verfahren die hübsche Bezeichnung «reframen».

Wir wollten wissen, ob die KI so etwas schon kann, und erteilten der Beta-Version von «Münchhausen», einer von uns entwickelten KI-gestützten Software der neuesten Generation, den Auftrag, eine Montagsausgabe als technologische Spitzenleistung zu verkaufen; mit einem Slogan als Abschlussknaller.

Das Ergebnis: «Punktgenau zum diesjährigen evangelischen Kirchentag hat VW sein brandneues Modell ‹Misericordia› lanciert. Das Innovative an dem Wagen ist die Unabhängigkeit von Ladesäulen. Die Akkus sind dort verbaut, wo sich in anderen Autos Kofferraum und Rücksitze befinden, der Beifahrersitz bietet viel Platz fürs Reisegepäck.

Trotz der imponierenden Reichweite von 124 km kann es vereinzelt vorkommen, dass ‹Misericordia› bereits vor Erreichen des Ziels zum Stehen kommt. Dies ist aber alles andere als ein Beinbruch, denn die noch nicht einmal 358 kg wiegenden Akkus werden vom Fahrer mit ein, zwei geübten Handgriffen ausgebaut. Aus der sich schnell sammelnden Gruppe von Schaulustigen werden vier Freiwillige bestimmt, die unter dem Kommando des Fahrers die Akkus im Laufschritt zum Haus des Fahrers bringen.

Daheim angekommen, werden die Akkus in der Wohnstube ans Stromnetz angeschlossen. Keine 36 Stunden später ist bereits ein Ladegrad von ansehnlichen 20% erreicht. Mit dem ökologischen Lastenvelo werden die Akkus zum Wagen verfrachtet… und weiteren aufregenden Entdeckungsfahrten im ‹Misericordia› dem Elektroschocker aus der Stadt des KdF-Wagens, steht nichts mehr im Wege!

Das Wolfsburg-Versprechen: Gönnen Sie Ihren Akkus nach jedem zweiten Ladezyklus ein Chill-out von vier Wochen. Das verlängert die effektive Lebensdauer des Kraftpakets auf garantierte drei Monate.

  • ‹Misericordia – lieber saumässig gefahren als hervorragend marschiert!› Diese ewige Infanterieweisheit gilt auch für VW.»

Zusammenfassung: Mit diesem einmaligen Mix aus Marketing und Satire ist es «Münchhausen» gelungen, eine völlig neue Textsorte zu kreieren und Profi-Texten auf das nächste Level zu heben. Wir nennen es «Hybrides Texten».

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