Verehrtes Publikum
Man nehme:
200 g | Butter, weich |
120 g | Zucker |
¼ TL | Salz |
½ | Zitrone, abgeriebene Schale und Saft |
3 | Eier |
80 g | Sultaninen, mit |
2 EL | Mehl vermischt, nach Belieben |
350 g | Mehl |
⅔ | Päckchen Backpulver |
1,8 dl | Sauermilch oder Rahm |
… und erhält was? – Einen Gugelhopf. Marie-Antoinette, Gemahlin Ludwigs des XVI., war eine grosse Liebhaberin dieser Art von Gebäck. Und da sie nicht nur Gugelhopf schätzte, sondern auch über bemerkenswert viel Empathie verfügte, äusserte sie, dass «le peuple» gefälligst Kuchen essen solle, wenn es Hunger habe. Am 14. Juli 1789 hatte sie noch leicht reden in Versailles, selbst als das Volk in Paris bereits die Bastille stürmte – «Liberté! Égalité! Fraternité!» Am 16. Oktober 1793 wurde sie dann von den Jakobinern aufs Schafott gezerrt – quel terrible malheur!
Es scheint gewagt zu vermuten, dass divergierende Meinungen des Königshauses und des Volkes bezüglich des zu wählenden Teegebäcks zum Ausbruch der Revolution führten; dafür gab es wohl schwerwiegendere Gründe. Andererseits ist selbst heute noch zu beobachten, dass ein an und für sich so harmloses Gebilde wie ein Napfkuchen – jedenfalls, wenn öffentlich exponiert – die Gemüter erhitzen kann. Vielleicht erinnern sich einige Eidgenossen daran, dass einst ein demonstrativ ausgestellter und devot zu grüssender Hut Volkes Zorn erregte? Der Hut kam von Gessler, somit von den Österreichern, der Gugelhopf auch (siehe Marie-Antoinette).
Insider haben natürlich bemerkt, worauf dieser Text abzielt: auf den Gugelhopf, der seit Kurzem die Brücke in Rheinfelden ziert. Oder verunziert; je nach Standpunkt des Betrachters. Das Fricktal war bekanntlich lange Zeit Habsburger Territorium. Ist der Kuchen eine infame Kriegslist der Österreicher, um die Rückeroberung vorzubereiten? Wir müssen das Ding im Auge behalten.
Rheinfelden sollte nicht vergessen, was passierte, als die Griechen den Trojanern ein Holzpferd vor die Stadt stellten – «Fürchtet die Österreicher, auch wenn sie mit Gugelhopfen kommen!»