Verehrtes Publikum
Kein fortschrittlicher Mensch wird bezweifeln, dass das Internet unser Leben in einer Weise bereichert, wie es vor wenigen Jahren noch unvorstellbar erschien. Welche Segnungen diese Technik uns beschert, durfte ich neulich im Zusammenhang mit einer Neuanschaffung am eigenen Leib erfahren.
Es begann damit, dass Frau P. mich fragte: «Sollten wir uns nicht mal ein neues Auto kaufen?» Ich war wie vom Donner gerührt, denn eigentlich bin ich der Autofreak – und Frau P. fährt mit. Wobei wir allerdings nicht immer einer Meinung sind, welcher Fahrstil welcher Verkehrssituation angemessen ist: Während ich der Überzeugung bin, dass die Evolution den Mann auf die Überholspur der deutschen Autobahn gestellt hat, damit er sich dort bewährt, ist Frau P. dies weniger.
Zurück zum Autokauf. Nachdem ich mich durch Nachfrage abgesichert hatte, dass tatsächlich ein Neukauf zu planen sei, nahm ich umgehend Kontakt mit dem Verkaufsberater meines Vertrauens auf, der mir zu meinem Entschluss gratulierte. Dann ging alles blitzschnell: Probefahrt, Preisverhandlungen…; drei Monate später wurde mir mitgeteilt, dass das Objekt meiner Begierde auf dem Weg in die Schweiz sei. Damit mir die Zeit nicht zu lang werde, übermittelte mir mein dynamischer Autohändler einen Code, mit dessen Hilfe ich meinem zukünftigen Gefährt einen ersten Besuch im Internet abstatten könnte. Voller Dankbarkeit und Tatendrang brach ich ins Web auf.
Zunächst musste ich ein persönliches Konto eröffnen, was mir bereits nach zwei Tagen gelang. Dann stiess ich auf ein digitales Bordbuch, in dem mir die Grundfunktionen meines neuen Automobils auf gerade einmal 356 Seiten vorgestellt wurden. Für Ungeduldige gab es einen 6-seitigen Schnelleinstieg. Beim Versuch, Seite 1 bis 6 auszudrucken, erhielt ich eine Verwarnung: «Eingabe ungültig, wählen Sie eine Zahl zwischen 1 und 1.»
Morgen rufe ich beim Fachbereich Mathematik der Uni Basel an; die sollten eigentlich wissen, welche Zahl zwischen 1 und 1 liegt.