Zustände wie im alten Rom

Zustände wie im alten Rom

In unserer heutigen Deutschlektion wollen wir uns demjenigen zuwenden, was die Deutschen emotional fast so stark erschüttert hat wie die kürzlich mit Eichenlaub und Schwertern vergeigte Fussballweltmeisterschaft. Heidi Klum und ihre Tanga Girls? Bullshit – diese aufgedonnerten Zimtzicken nerven doch bloss und tun blöd. Wir sprechen hier vom deutschen Wald.

Und das ist nicht irgendein Wald, sondern derjenige, in dem Held Siegfried den bösen Drachen Fafner erschlug. Was dann wiederum ein zeitlebens mit dem Wahnsinn kämpfender Komponist namens Richard Wagner zum Vorwand nahm, Opern voll eines solch infernalischen Getöses zu verzapfen, dass es dem Publikum trotz grösster Anstrengung nicht gelingen will, in den Schlaf der Gerechten zu fallen; kaum ist man eingenickt, kommt eine urgermanische Schreckschraube auf die Bühne gepoltert und brüllt das Parkett in einer Art und Weise an, dass man sich sofort unangenehm an die eigene Schwiegermutter erinnert fühlt. Das muss ja nicht sein – bei den Eintrittspreisen in Bayreuth!

Wir sind das Volk!

Fälschlicherweise wird heutzutage angenommen, dieser völkische Schlachtruf sei von Pegida in Dresden beziehungsweise von Alice Weidel, Fraktionsvorsitzende der AfD im deutschen Bundestag, an ihrem Wohnsitz in Biel/Schweiz ausgestossen worden, als sich die dortige Einwohnerkontrolle erkühnte, sie zu fragen, wer sie denn eigentlich sei. Die historische Quellenforschung hat dagegen klar zutage gefördert, dass dieser Satz erstmals von Hermann dem Cherusker im Teutoburger Wald geäussert wurde, als sich ihm der römische Feldherr Varus in den Weg stellte und ihn anherrschte: «Quod licet Iovi, non licet bovi!» Was frei übersetzt heisst, dass der Römer im Teutonen ausser einem bekloppten Ochsen nichts erkannte. Man mag dies unhöflich nennen, sieht man allerdings die Ultras von der Südkurve bei einem Spiel des FC Bayern München gegen AC Roma, dann kann man diese Einschätzung schon teilen.

Landsknechte unter sich

Jedenfalls brachte das Hermann den Cherusker dermassen auf die Palme bzw. die deutsche Eiche (botanisch, je nach Standort: Quercus robur oder Quercus petraea), dass er erwiderte: «Hömma, du Penner, so ʼn Spruch kann schnell mal in die Schneidezähne gehen!» Gesagt, getan: Angefeuert vom berühmten Furor teutonicus (Übersetzung: die heilige deutsche Wut, wenn auf Mallorca der Jägermeister ausgeht), vermöbelten Hermann und seine Jungs die Römer, dass es nur so kachelte. Anschliessend musste Varus in Rom antanzen, wo ihn der römische Kaiser persönlich zur Sau machte: «Quintili Vare, legiones redde!» – «Quod?», frug Varus. «Gib mir meine Legionen wieder, du Blindgänger. Oder willst du die Miezekatzen im Kolosseum kennenlernen?» Daraufhin trat Varus tief beleidigt aus der Armee aus und wurde Privatier in der Toskana, wo er fürderhin von Wein und Oliven lebte.

Feuer frei!

Viele Jahre später in Gallien: Vom deutschen Wald ist nicht viel übriggeblieben, jedenfalls nicht in der Form, wie ihn Varus und seine Legionäre einmal vorgefunden hatten. Weite Teile des einst so blühenden Landes sind von Flüchtlingen, die Frau Merkel (die mit der Raute) leichtfertigerweise ins Land gelassen hat, besetzt und verwüstet worden. Die von Asyltouristen 2018 ausgelöste Trockenheit hat weite Teile des einst so blühenden Landes noch zusätzlich verwüstet. In der Nähe von Meppen im Emsland feuert die Bundeswehr aus ihrem einzigen noch flugfähigen Kampfhubschrauber ihre letzte Rakete ins Moor – die sogar explodiert! Woraufhin im Torf wider Erwarten ein Feuer ausbricht. Dieses Moor wäre, wenn es nicht vor der Zeit von der NATO abgefackelt worden wäre, in lumpigen 10000 Jahren zum ökologisch wertvollsten Energieträger überhaupt geworden, den wir heute kennen: DIE BRAUNKOHLE.

Zur Kasse, bitte!

Nicht weit vom Emsland sitzen einige Leute in Baumhäusern auf ganz viel Braunkohle herum und leisten der Zivilisation verbissenen Widerstand. Ist dies der Homo heidelbergensis (vulgo: Neandertaler), der dem vordringenden Homo sapiens (der vernunftbegabte M.) Widerstand leistet? NEIN, viel schlimmer – es sind die Ökos, die den Bullen im Hambacher Forst eine zweite Varusschlacht liefern. Kämpft dort das innovative Deutschland gegen das retardierte Baumvolk? Etwas komplizierter ist es schon: Ein Elektrizitätswerk namens RWE will sein gutes Recht, ein unter den Bäumen liegendes Braunkohlevorkommen abzubauen, mit (Staats)-Gewalt durchsetzen. Aber wieso bezahlt denn der Steuerzahler die Kosten für den Polizeieinsatz, wenn die mit der Braunkohle gemachte Kohle in den Taschen des RWE-Aktionariats landet? Das ist halt so (vgl. «too big to fail» – UBS & Co.).

Inwertsetzung

Wir kommen nun zum Ende unserer Analyse, die uns tiefe Einblicke gewährte und zur RWE führte, die in vorbildlicher Weise begriffen hat, dass es der Mensch ist, der den stupide im Wald herumstehenden Bäumen erst einen Sinn verleiht: Solange Holz über der Erde ist, wird es abgeholzt und verfeuert – wenn es darunter liegt, wird es abgebaggert und verfeuert.

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