Hin und her habe ich überlegt, ob das, was Sie jetzt lesen werden, wirklich ans Licht der Öffentlichkeit gehört. Während ich diese Zeilen verfasse, beschleichen mich schon wieder tiefgehende Zweifel, ob diese Art des Coming-out nicht nachteilig sein könnte – ich lebe immerhin schon länger im unteren Fricktal und besitze auf Grund einiger öffentlicher Auftritte in Form von Lesungen und Festtagsreden einen gewissen Bekanntheitsgrad. Und wenn ich nun der Leserschaft die dunkle Seite meines Charakters zeige, was soll dann aus meinem bisher untadeligen Image werden?
Aber lassen Sie mich in dieser brisanten Angelegenheit von vorn anfangen, sozusagen das Pferd vom Kopf her aufzäumen, wie es sich gehört.
Wann alles begann? Ich vermag es nicht mit Bestimmtheit zu sagen, es war wohl eine Art schleichender Übergang. Wie bei einer Sonnenfinsternis, wenn sich der Mond sukzessive zwischen unsere barmherzige Mutter Gaia und unser feuriges Zentralgestirn schiebt. Immer öfter hatte ich davon erzählen gehört, dass die Zeiten schlechter zu werden drohen: Pandemien, Energieknappheit, Klimawandel, Kriege… – unter dem ohrenbetäubenden Schmettern der 7 Posaunen des Jüngsten Gerichts erschienen die Reiter der Apokalypse am Himmel: Es ist Endzeit! Soll man angesichts des dräuenden Unheils nun die Hände in den Schoss legen und einfach abwarten, was geschehen wird?
Ich weiss nicht, wie Sie diese Dinge sehen, ich jedenfalls habe Vorsorge getroffen. Schon vor längerer Zeit habe ich einen stark verkarsteten Teil des Juras in der Region … gepachtet und in einem schwer zugänglichen Höhlensystem grössere Mengen Lebensmittelkonserven eingelagert. Auch eine Apparatur zur Gewinnung von Trinkwasser habe ich dort installiert. Der getarnte Zugang zu meinem Réduit wird von einer Gruppe von Murmeltieren bewacht, die es unter meiner Anleitung in der Bedienung unseres 10,5-cm-Festungsgeschützes zu hoher Meisterschaft gebracht haben. Diese tapferen Tiere werden mich bis zur letzten Granate verteidigen. Mein Name ist Jan Peters – ich bin Prepper.