Erotik auf niedersächsisch

Erotik auf niedersächsisch

Verehrtes Publikum

Neulich verstieg sich eine Leserin zu der absurden Behauptung, ich scheue mich, zum Thema Liebe Stellung zu nehmen. Was für ein Schmarren – als geborener Niedersachse bin ich geradezu prädestiniert, über dieses heikle Thema zu schreiben! Wir Niedersachsen sind nachweislich sturmfest und erdverwachsen, brauen exzellentes Bier, und unsere Mettwürste sind Legende. Das musste sogar Heinrich Heine zugeben.

In meiner Heimatstadt besuchte ich die Knabenschule. Den Umgang mit Mädchen sah die Schulleitung nicht gerne. Solche juvenilen Fehltritte wurden als kontraproduktiv eingestuft beim Erreichen intellektueller Höchstleistungen, welche das Gymnasium den Schülern abverlangte. 

Damit die Annäherung der Geschlechter auf gesittete Art und Weise erfolgte, schickte man uns in die Tanzstunde. Mir wurde ein Mädchen namens Barbara zugeteilt, das nicht so recht wusste, wie es mit Jungen umgehen sollte. Insofern ergänzten wir uns perfekt.

Es war damals üblich, dass man sich als Tanzstundenherr bei den Eltern seiner Partnerin vorstellte. Mit einem Blumenstrauss bewaffnet schritt ich zu Barbaras Elternhaus. Dort versteckte ich mich im Vorgarten hinter einem Busch und wagte 10 Minuten nicht zu klingeln. Schliesslich sagte mir eine innere Stimme: «Was bist du eigentlich für ein Held?» Das liess ich nicht auf mir sitzen und klingelte energisch an der Haustür.

B.s Mutter öffnete die Tür, ich übergab die Blumen, man bat mich ins Wohnzimmer. Dort sass B.s kleine Schwester: «Bist du der Typ, der Bärbel immer auf die Füsse latscht?» PATSCH! – kriegte das vorlaute Fräulein von Mutti herzhaft eins hinter die Löffel. KREISCH! – ganz grosses Kino. Zur Beruhigung wurde mir ein Aquavit kredenzt.

Ich nippte gerade am Schnaps, als, vom aussergewöhnlichen Getöse alarmiert, der Haushaltungsvorstand am Set eintraf: «Was haben WIR denn beruflich vor, junger Mann? Reisender in Spirituosen?», begann der Herr Rechtsanwalt und Notar seine inquisitorische Befragung. Kurz darauf verabschiedete ich mich und ging nach Hause.

Später bin ich dann aus Niedersachsen weggezogen, so dass ich zu dem in der Überschrift erwähnten Thema eigentlich gar nicht viel sagen kann.   

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