Verehrtes Publikum
Als der Club of Rome 1972 seine Studie «Die Grenzen des Wachstums» vorlegte, stiess dies auf unterschiedliche Resonanz; die Ökos riefen: «Alarm – wenn wir nicht grundsätzlich umdenken, geht die ganze Welt den Bach runter!»
Andere beschwichtigten: «Panikmache – so schlimm wird’s nicht kommen!» Im deutschen Rheinland, wo man fest an den lieben Gott glaubt, sagte man: «Et hätt noch emmer joot jejange!»
Andererseits ist der Volksmund fest davon überzeugt, dass der Krug nur so lange zum Brunnen geht, bis er bricht. Dies wäre dann der «Point of no return», wie «The Last Generation», die derzeit im Auftrag der Klebstoffindustrie Materialtests auf hochfrequentierten Verkehrswegen durchführt, diesen Kipppunkt nennen würde. Nach Überschreiten dieser roten Linie gelten nur noch die Gesetze der Chaostheorie; und die sind, wie der Name schon sagt, chaotisch. Apokalypse now?
Mitnichten – jede/r von uns kann etwas tun. Und viele Einzelaktionen bringen ein grosses Ganzes. Muss man beispielsweise jedes Radieschen im Supermarkt einzeln in eine Plastiktüte verpacken? Es gibt Vegibags, die kann man sogar waschen und wiederverwenden.
Was ist eigentlich der tiefere Sinn von vegetationsbefreiten Schottergärten mit dem Mikroklima der Sahelzone? Es gibt in Hobbymärkten Grünzeug mit Stielen und Blättern dran; «Pflanzen» heissen diese Gebilde. Die grossen von ihnen nennt man «Bäume». Bessere Klimaanlagen gibt es nicht. Warum pflanzen wir in unseren Siedlungen nicht Unmengen davon, statt jeden Quadratmeter zu asphaltieren?
Muss man Kleidung im Web kaufen und zu 80 % wieder zurückschicken? Es gibt in Städten sogenannte «Textileinzelhandelsgeschäfte». Dort kann man Sachen so lange probieren, bis man etwas Passendes gefunden hat.
Statt mit Schiffen des Kalibers umgefallener Mietskasernen die Lagune von Venedig zu ruinieren, kann man Flussfahrten unternehmen. Das ist nicht nur für Passagiere lustig, sondern auch für die Biber am Ufer – die können dann im Kielwasser wellenreiten.
