Verehrtes Publikum
Kein Mensch würde einen Elektriker, der eine defekte Neonröhre auswechselt, fragen: «Wie fühlen Sie sich, o Meister, wenn Sie die Finsternis durch Licht vertreiben? Gleich Prometheus, der den Göttern das Feuer stahl und zu den Menschen brachte?»
Kein Mensch würde einen Bauarbeiter, der mit einem Presslufthammer die Strasse aufreisst, fragen: «Wie gelingt es Euch, die gewaltigen Kräfte dieser Maschine zu bändigen und mit ihrer Hilfe ein Fenster zur Unterwelt aufzustossen? Seid Ihr Thor?»
Aber einen Schriftsteller mit Fragen zu löchern, welch tieferen Sinn seine Werke wohl hätten und woran er gerade schreibe – das ist natürlich vollkommen in Ordnung! Woran ich gerade schreibe? An einem Text mit dem Titel «Lehr- und Wanderjahre eines Schriftstellers». Wenn alles gemäss Planung verläuft, wird es eine autobiographische Trilogie. Das weiss ich aber noch nicht, bis jetzt ist noch nicht mal Teil 1 fertig. Womit Sie bereits einen ersten Eindruck gewonnen haben, welch hohen Stellenwert Planung in meinem Metier hat.
Am besten, wir fangen von ganz vorn an.
Wie alles begann
Unmittelbar nach meiner Geburt fragten sich meine Eltern: «Was soll aus dem Jungen werden?» Mein Vater meinte, dass Automechaniker ein Beruf mit Zukunft sei. Meine Mutter meinte, man sollte besser erst einmal abwarten, wie sich der Knabe entwickele. Bei Menschen wisse man ja eigentlich nie…
Wie es weiterging
In der Schule hatte ich kaum Probleme, nur mit dem Rechnen haperte es. Was meiner Mutter Kummer bereitete. Durch meine mathematischen Misserfolge sah sie sich in ihrer Grundhaltung bestätigt, dass man bei Menschen eigentlich nie wisse…
Mein Vater, der pragmatischer als meine Mutter war, meinte: «Das wird schon werden, bei mir hat es auch gedauert.» – Und meine Mutter dachte: «Wenn der Junge nur nicht zu sehr seinem Vater nachschlägt…»
Fortsetzung folgt
Wie unsere Geschichte weitergeht, kann ich noch nicht genau absehen. In einem Monat wissen wir alle mehr.